Tobias Eiselt (Leim), Martin Bermoser (Zwirn), Christian Strasser (Knieriem) und Okan Cömert (Lumpazi) bei den Festspielen Stockerau.

Foto: Festspiele Stockerau / Stephan Mussil

Stockerau – Der Schuster Knieriem ist ein liebenswürdiger Trinker. Als solcher resigniert der Nihilist vor dem nahenden Weltuntergang. Der alles (bis auf den Durst) auslöschende Komet kündigt sich dem Mann der G'mischten stets im Suffe an. Das ist ihm aber kein Grund, an ihm zu zweifeln. Er ist die tragische Figur der Zauberposse mit Gesang, als deren Urheber Johann Nestroy in Österreich weltberühmt ist. Und er ist bei den Festspielen Stockerau mit Christian Strasser stimmkräftig und charismatisch besetzt.

Weltbekannt im Heimatland ist auch Joesi Prokopetz. Unter anderem als Feenkönig steht er auf der in der Ortsmitte aufgeschlagenen Bühne. Vor deren hässlichem grünem Boden hat er sich ganz ans obere Ende einer wippenden Alutreppe geflüchtet. Erklommen hat er den Thron in den Lüften zu einer Soundcollage denkwürdiger Momente der Historie. Das Weltgeschehen ist eine von Feen g'schobene Partie. Oder nicht?

Lassen wir an dieser Stelle die großen Gedanken, die das Regieteam umgetrieben haben mögen, aber außen vor. Man begegnet ihnen ja auch im Spiel nicht.

Dafür aber zum Beispiel dem titelgebenden "bösen Geist" Lumpazivagabundus. Genderambivalent mit hochhackigen Schuhen und Moustache, entspringt der Tunichtgut einer Idee von Frivolität aus der Krähwinkler Mottenkiste. Wie so vieles an der (mit Pause) zweieinviertelstündigen Blödelei. Zwar eng am Originaltext, kann sie ihm nicht sehr schaden, tut aber auch wenig für diesen sowie seine Gewitzt- und Klugheit.

Personenführung, Kulissen und Kostüme kommen ihrem Zweck nach, viel mehr allerdings nicht. Ebenso die zeitkritischen Couplets – Herzstücke jeder Neuinszenierung. Nur am Ende gelingt ein stärkerer Moment, wenn Intendant/Regisseur Zeno Stanek, Kabarettist Karl Ferdinand Kratzl und Prokopetz als Dichter-Taskforce dem Kometenlied den Schweif abzwacken. "Die Welt steht auf", heißt es vage inspiriert.

Mehr in der Tonart fehlte sonst. Ein Theatererlebnis ist der ulkig abgespulte, bunte, dennoch betulich laue Abend nicht. (wurm, 28.6.2017)