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Ein Foto aus einem Kondolenzbuch für Boris Nemzow in Berlin. Am Mittwoch soll ein Urteil in seinem Fall gefällt werden.

Foto: APA/EPA/PAULÜZINKEN

Moskau – Im Moskauer Prozess wegen des Mordes an dem russischen Oppositionspolitiker Boris Nemzow haben die Geschworenen auch am zweiten Tag ihrer Beratung noch kein Urteil gefällt. Erschöpft brachen sie die Sitzung am Mittwochnachmittag ab. Militärrichter Juri Schitnikow vertagte den Prozess auf Donnerstag (10.00 Uhr MESZ). "Die Geschworenen sind sehr müde", sagte ihre Sprecherin der Agentur Tass zufolge.

Der ehemalige Vizeregierungschef und Kremlkritiker Nemzow war am 27. Februar 2015 nachts auf einer Brücke nahe dem Kreml in Moskau aus einem Auto heraus erschossen worden. Die Anklage wirft dem mutmaßlichen Todesschützen, einem Ex-Polizisten, sowie dem mutmaßlichen Fahrer des Fluchtwagens und drei angeblichen Komplizen einen Auftragsmord vor. Nemzows Familie vermutet die Hintermänner in der tschetschenischen Führung.

Angeklagte aus Tschetschenien

Die Angeklagten stammen aus der Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus. Weil einer von ihnen damals in einem Bataillon des tschetschenischen Innenministeriums diente, wird der Fall vor einem Militärgericht verhandelt. Die Männer hatten nach ihrer Festnahme Geständnisse abgelegt, diese im Prozess aber widerrufen. Die Tat hatte international Schlagzeilen gemacht.

Noch bevor sie vertagt wurde, hatte sich die Urteilsverkündung am Dienstag bereits um Stunden verzögert. Der Militärrichter schloss einen Geschworenen und eine Ersatzgeschworene aus. Ein Laienrichter soll sich über den Gerichtsprozess hinaus Informationen über den Mord verschafft und vorgehabt haben, diese mit in das Beratungszimmer zu bringen. Die Ersatzrichterin hatte Vorstrafen ihres verstorbenen Mannes verschwiegen.

Kreml: Ermittlungen könnten Jahre dauern

Die Suche nach den Hintermännern des Mords an dem russischen Oppositionellen Boris Nemzow dürfte nach Einschätzung des Kremls noch Jahre dauern. Dieser Fall gehöre zu den schwierigsten, doch das heiße nicht, dass die Fahndung nach den Verbrechern aufgegeben werde, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau. "Dieser (Ermittlungs-)Prozess dauert manchmal Jahre", sagte er der Agentur Interfax zufolge. (APA, dpa, 28.6.2017)