Ich liebe Früchte, bin aber kein großer Fan von Kuchen, Torten oder Kompott, ganz generell sind mir Nachspeisen und Eis so gut wie immer viel zu süß. Außerdem ist frisches Obst im Sommer meiner Meinung nach frisch vom Baum oder Strauch viel zu gut, um weich gegart oder in Teig versenkt zu werden. Was also tun mit all der Pracht? Die Lösung: der pikante Fruchtsalat.

Die Trennung zwischen Obst und Gemüse ist schon botanisch oft umstritten oder schlicht ein Gewohnheitsrecht. In China etwa werden Tomaten als Obst gehandelt, bei uns wurde der Rhabarber seines Gemüsestatus beraubt, Melanzani sind eigentlich Beeren, und Kürbisse gelten auf der anderen Seite des Atlantiks vor allem als Kuchenfrucht. Sprachlich höchstens kurios, machen diese Unterscheidungen, wenn's ums Essen geht, überhaupt keinen Sinn mehr. Eine Rote Rübe kann viel süßer sein als eine Kirsche, manch ein Apfel oder gar eine Ribisel steht in Säuerlichkeit dem Rhabarber um nichts nach, und die Zwetschke passt hervorragend zu Sellerie und Blauschimmel. Höchste Zeit also, Mauern niederzureißen und Gemüse und Obst auf den Tellern viel öfter zusammenzubringen.

Foto: Tobias Müller

Die folgenden drei Mischungen beziehungsweise Geschmacksakkorde haben sich über die Jahre bewährt und erlauben es auch einem Dessertverächter wie mir, sich am Fruchtreichtum zu erfreuen. Sie bestehen aus genau drei (wesentlichen) frischen, rohen Komponenten: einem Obst, einem Gemüse und einem dazu passenden Kraut. Sie sind furchtbar einfach und brauchen keinerlei Kochgerät, sodass sie auch bei 35 Grad im Schatten im Hitzekoma zubereitet werden können. Als Dressing reichen ein mildes Olivenöl und Rotweinessig. Und wer es etwas substanzieller will: Topfen oder Schafsfrischkäse macht sich auf allen als komplementärer Bestandteil hervorragend.

Erdbeere, Fenchel, Fenchelkraut

Erdbeeren harmonieren ganz hervorragend mit den Anisnoten des Fenchels, die Mischung aus knackig und weich ist auch nicht zu verachten. Fenchelknollen und grüne Stängel hobeln und mit Olivenöl mischen, Erdbeeren vierteln und darauf verteilen, Dressing drüber, Fenchelgrün und bei Bedarf Schafsfrischkäse darauf verteilen, fertig. Wer noch welche findet und sich nicht vor dem Entkernen schreckt: Süße Kirschen machen mit Fenchel auch eine hervorragende Figur.

Foto: Tobias Müller

Marille, Gurke, Estragon

Ein weiteres Trio, das füreinander gemacht wurde – klingt unwahrscheinlich, bildet aber einen ziemlich perfekten Geschmacksakkord. Die samtig-fleischige Marille ist ein feiner Kontrapunkt zur festen Gurke, und der Estragon steht beiden erstaunlich gut. Ebenso gut und möglich: Koriander statt Estragon und dafür ein Schuss Chili in die Marinade. Falls die Marillen gar sauer sind, hilft ein Schuss Honig im Dressing.

Foto: Barbara Haider / butterkipferl.at

Tomate, Pfirsich, Basilikum

Eine Spur aufwendiger als die anderen beiden, dafür aber wahrscheinlich der König der würzigen Fruchtsalate. (Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube, ich habe die Kombi aus Pfirsich und Paradeiser auf esskultur.at zuerst gesehen.) Die Geschmäcker gehen so herrlich zusammen, dass man gar nicht aufhören will, Pfirsich-Paradeis-Salat zu essen, ganz besonders, wenn er noch mit Basilikumöl verfeinert wird. Tomaten und Pfirsiche je nach Größe vierteln oder achteln. Basilikum mit neutralem Öl (Erdnuss) in einen Häcksler geben und pürieren – Achtung, nicht zu lange den Motor laufen lassen, sonst wird's mitunter bitter. Das Basilikumöl großzügig über die Früchte verteilen, eventuell mit einem Schuss Essig die Säure einstellen, fertig. Das Öl hält sich im Kühlschrank leicht ein paar Tage. (Tobias Müller, 9.7.2017)

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