Wien/Toledo – Die Vorarbeiten haben einige Jahre in Anspruch genommen, nun startet das österreichische Engineering-Unternehmen Heliovis mit einer patentierten, kostengünstigen Technologie in Spanien durch. Am Freitag wird in Villalgordo del Júcar, einer 1200-Seelen-Gemeinde im Südosten der Iberischen Halbinsel, das weltweit erste Sonnenkraftwerk, das für eine industrielle Anwendung gedacht ist, offiziell eröffnet.

Kern der neuartigen Technologie ist ein zylindrischer Schlauch, genannt Heliotube. Dieser hat eine Länge von 220 und einen Durchmesser von neun Metern.

Der Heliotube setzt sich aus drei marktüblichen Kunststofffolien zusammen, wobei eine Spiegelfolie den Schlauch in zwei luftdichte Kammern unterteilt. Ein geringer Druckunterschied zwischen der oberen und der unteren Kammer wölbt die Spiegelfolie nach unten. Dadurch entsteht eine homogene Spiegelrinne, die die einfallende Sonnenstrahlung auf einer längs verlaufenden Fokuslinie bündelt. Entlang dieser Linie verläuft in dem Schlauch ein marktüblicher thermischer Wärmeableiter, in dem eine Spezialflüssigkeit die Wärme aufnimmt und zur Nutzung (industrielle Wärme, Speicherung, Verstromung) abtransportiert.

Investitionskosten halbiert

Der Heliotube schafft eine thermische Leistung von je einem Megawatt (MWpth) und wird am Standort von einfach konstruierten Stahlringen gehalten. Um in jedem Moment die Optimalausbeute an Solarenergie zu haben, wird der Schlauch automatisch dem Verlauf der Sonne folgend von Osten nach Westen geführt.

Mit dieser neuen Technologie ließen sich die Investitionskosten eines Solarfeldes im Vergleich zu modernen, aber schweren Glasspiegel-Solarfeldern mit Metallkonstruktion um bis zu 55 Prozent senken, verspricht das Heliovis-Management. Eine Versuchsanlage hat das 2009 gegründete Start-up mit Sitz in Wiener Neudorf vor vier Jahren im spanischen La Solana in Betrieb genommen. Mit dem industriellen Solarkraftwerk will Heliovis sukzessive auch auf andere Märkte expandieren. (stro, 23.6.2017)