Pegasus soll Daten aus der Thermosphäre an die Erde senden.

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Simulation des geplanten Orbits.

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Neu-Delhi/Wien – Indien hat auf einen Schlag 31 Satelliten in die Erdumlaufbahn gebracht. Eine Trägerrakete mit einem größeren und 30 Nano-Satelliten an Bord startete am Freitag vom Raumhafen auf der Insel Sriharikota an der Südostküste, wie die indische Weltraumbehörde ISRO mitteilte. Die Nano-Satelliten stammen aus 15 verschiedenen Ländern, darunter Österreich.

Die Trägerrakete PSLV – kurz für "Polar Satellite Launch Vehicle" – nimmt bei vielen Starts auch fremde Satelliten gegen Bezahlung mit ins All. Der größere Satellit soll Indien hochauflösende Bilder von der Erde liefern und könnte Experten zufolge auch militärischen Zwecken dienen.

Sieht gut aus

Teil der Nano-Satellitenladung war auch der unter der Leitung eines Projektteams von der Fachhochschule (FH) Wiener Neustadt entwickelte, zehn mal zehn mal 20 Zentimeter kleine und zwei Kilo schwere Satellit Pegasus. Mittlerweile konnte das Projektteam bereits Kontakt zu ihm aufnehmen. Bodenstationen in Niederösterreich haben bereits erste Signale empfangen und Funkkontakt hergestellt, teilte das für die österreichischen Weltraumagenden zuständige Infrastrukturministerium mit.

Nach dem Start um 6.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit dauerte es etwa eine Stunde, bis Pegasus seine Orbithöhe von ungefähr 500 Kilometern erreicht hatte, wo die Sonde die Erde in einer polaren Umlaufbahn umrundet. Das erste Signal ging drei Stunden nach dem Start in der Bodenstation der Space Tech Group, einer Vereinigung von Raumfahrt- und Funkbegeisterten, in Langenlebarn ein. Kurz danach wurde auch an der FH Wiener Neustadt Kontakt hergestellt.

Der Austro-Satellit

Pegasus soll von seinem Orbit aus die oberen Schichten der Erdatmosphäre erforschen. Er ist Teil eines 36 Mini-Satelliten umfassenden Netzwerks, das von Hochschulen und Forschungsinstituten gemeinsam mit Studenten gebaut wurde. Bereits im April wurde ein Teil der Kleinsatellitenflotte in den Orbit gebracht.

"Wir freuen uns auf die ersten Klimadaten", sagte FH-Projektleiter Carsten Scharlemann vor dem Start, denn über die Thermosphäre, die sich von etwa 80 bis 600 Kilometer Höhe erstreckt, sei noch relativ wenig bekannt. Interessant ist dieser Teil der Atmosphäre, weil er das globale Wetter beeinflusst. Von ihrem Projekt erwarten sich die Wissenschafter ein besseres Verständnis der Vorgänge und dadurch längerfristige Wettervorhersagen aber auch Erkenntnisse über die Erderwärmung. Zusätzlich zur Standardausstattung hat Pegasus einen an der FH Wiener Neustadt entwickelten, gepulsten Plasmaantrieb an Bord, der nun erstmals im Weltraum getestet werden soll.

Weitere Projekte

Am Bau des Austro-Satelliten waren neben der FH Wiener Neustadt und deren Forschungsunternehmen FOTEC u. a. auch das aus Studenten aller Fachrichtungen zusammengesetzte Space Team der Technischen Universität Wien beteiligt. Die Space Tech Group hat die Bodenstation gebaut und verantwortet den Datentransfer. Eine dieser Bodenstationen wurde an der FH Wiener Neustadt eingerichtet.

Pegasus ist nicht der erste österreichische Satellit: 2013 wurden mit Tugsat-1 und UniBrite zwei Sonden gestartet, die Sterne erforschen. Mitte Juni wurden die TU Graz und die Wiener Weltraumfirma RUAG Space von der Europäischen Weltraumorganisation Esa mit dem Bau eines weiteren Satelliten beauftragt: PRETTY soll ab 2020 Eismassen und Meereswellen für die Klimaforschung vermessen. (APA, red, 23.6.2017)