Der 1. Bezirk will erst die Anrainerparkplätze evaluieren.

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Wien – Das Anrainerparken in der Wiener City sei laut dem Bezirksvorsteher des Ersten, Markus Figl (ÖVP), ein "Erfolgsmodell", das es zu verteidigen gelte. Im Jahr 2012 startete die Stadt Wien in den Bezirken sechs bis acht das Pilotprojekt "Anrainerparkplätze". Zwei Jahre später wurden die für Pickerlbesitzer reservierten Abstellplätze auch in der Inneren Stadt eingeführt: 20 Prozent der Parkmöglichkeiten gehören hier den Bewohnern. Dieses Exklusivrecht soll nun teilweise wieder aufgehoben werden, wie Wiens Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) im Mai verkündete. Zwischen acht und 16 Uhr soll künftig jeder in diesen Zonen parken dürfen. Die Umsetzung soll bei den einzelnen Bezirken liegen.

"Wir werden das ganz einfach nicht umsetzen", erklärte Figl am Mittwoch kämpferisch. Im Ersten gebe es einen "hohen Nutzungsdruck", die Anrainerplätze hätten zu einer deutlichen Verbesserung für die Bewohner geführt.

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz von ÖVP, FPÖ, Grünen, Neos und "Wir im Ersten" zeigte auch Alexander Hirschenhauser, Chef der City-Grünen, kein Verständnis für die "Verwässerung" durch die Stadt. Die Grünen hätten sich seit Ende der 1990er-Jahre für "grüne Zonen" eingesetzt, die ausschließlich für Bewohner befahrbar seien. Die Anrainerparkplätze seien ein wichtiger Schritt zur Verkehrsberuhigung. "Die Bewohner müssen weniger Kreise ziehen, es gibt weniger Stauverkehr und weniger Anreize für Einpendelnde", erklärte er zum grünen "Herzensanliegen".

Die SPÖ, die als einzige Bezirkspartei nicht bei der Pressekonferenz dabei war, hatte sich bereits am Dienstag in einer Aussendung "klar gegen die Pläne" ausgesprochen. "Der erste Bezirk ist besonders. Vor allem, was den Verkehr angeht: Wer dort wohnt, findet tagsüber nur schwer einen Parkplatz", erklärte die stellvertretende Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt, Daniela Ecker-Stepp (SPÖ).

Evaluierung bis Jahresende

Aktuell läuft eine Evaluierung der Parkplatzauslastung im Bezirk. Zu unterschiedlichen Tageszeiten prüft die MA 67 (Parkraumüberwachung) dreimal täglich an jeweils fünf Tagen im Februar, Mai, Juli und September die Parkplatznutzung in den 91 Straßen mit Anrainerzonen. Das Ergebnis der Evaluierung soll Ende des Jahres vorliegen. Derzeit deute aber alles auf eine hohe Auslastung hin.

Gegenteiliges berichtete Vassilakou: Eine Evaluierung habe es gegeben, diese habe gezeigt, dass viele der betreffenden Parkplätze tagsüber nicht benötigt würden. (Oona Kroisleitner, 22.6.2017)