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Nicht mehr Thronfolger und Kronprinz: Mohammed Bin Nayef.

Foto: REUTERS/Ahmed Jadallah/File Photo

Bei der Änderung der Thronfolge in Saudi-Arabien geht es um viel mehr als um interne Verschiebungen innerhalb einer großen Familie, die – wie die Bilder aus dem Königreich glauben machen sollen – im Konsens vor sich gehen. Dass der neue Kronprinz, Königssohn und Verteidigungsminister Mohammed bin Salman, im Schatten eines schwachen, kranken Vaters immer mehr Macht akkumulierte, war offensichtlich. Aber die Radikalität, mit der dieser Wechsel vor sich geht, ist erstaunlich.

Denn nicht nur, dass der Neffe des Königs als Kronprinz abgesetzt wurde, es wurde gleich das gesamte Nachfolgesystem geändert: von horizontal, traditionell von Bruder zu Bruder, zu vertikal, von Vater zu Sohn, zumindest in der nächsten Generation. In der großen Familie Saud hat sich – erst einmal – ein Familienstrang durchgesetzt. Das ist ein starker Einschnitt. Manche werden es als Putsch bezeichnen. Und auch wenn der Kronrat dem jungen MbS, wie er allgemein bezeichnet wird, Gefolgschaft geschworen hat: Man kann davon ausgehen, dass es in den ausgebooteten Familienteilen nun Personen gibt, die in den Kulissen auf MbS' Scheitern warten.

Der 31-Jährige hat sich ein großes Paket aufgeladen: Jemen-Krieg, Katar-Krise, Eskalation mit dem Iran, die Neuaufstellung der saudischen Wirtschaft. Als Stärke würde er wohl selbst seine guten Beziehungen zum Weißen Haus von Donald Trump bezeichnen – was sich als kurzfristige Zukunftsperspektive erweisen könnte. (Gudrun Harrer, 21.6.2017)