Auf "Augenhöhe" nähert man sich in der Ausstellung "Hello, Robot" im Mak einer fremden Spezies. Obiges Bild stammt aus der Fotoserie "Human Version" (2007-2009) von Yves Gellie.


Foto: Yves Gellie

Wien – Hier Smartphone-Zombies und Online-Überwachung, dort Demokratisierung und geteiltes Wissen: In den digitalen Technologien liegen große Chancen, aber auch große Gefahren. Damit Letztere nicht Oberhand gewinnen, muss man etwas tun, nämlich unsere allzu schönen, allzu smarten, allzu jungen Geräte nicht nur benutzen, sondern ab und zu auch darüber nachdenken, was man da eigentlich tut.

Dabei helfen könnte die Vienna Biennale, die sich 2017 unter dem Motto "Roboter. Arbeit. Unsere Zukunft" mit den Einflüssen der Turbodigitalisierung auf unsere Lebens- und Arbeitswelt auseinandersetzt. Wir dürften nicht so tun, "als ob uns das nichts anginge", mahnt Christoph Thun-Hohenstein, Direktor des Museums für angewandte Kunst, das auch für die zweite Ausgabe der lokalen Biennale mit globalem Anspruch verantwortlich zeichnet.

An mehreren Schauplätzen (darunter die Kunsthalle am Karlsplatz oder ein vom Architekturzentrum eingerichtetes öffentliches Labor am Nordbahnhof) laden Designer, Künstler, Architekten, Hacker zur Reflexion über einen "digitalen Humanismus" ein, lassen an ihren Ideen zur (Wieder-)Aneignung der Technologie teilhaben. Einzelne Standorte werden noch gesondert beleuchtet, zunächst aber ein Blick sozusagen ins Herz der Biennale.

Im Mak läuft die Ausstellung Hello, Robot, die zuvor schon im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen war (DER STANDARD berichtete). Darin nähert man sich – so drückt es Kuratorin Amelie Klein aus – einer "fremden Spezies auf Augenhöhe". Lernt man so zunächst den ersten, 1938 auf der Expo präsentierten Roboter kennen, so muss man sich vom Bild der Blechdose auf Beinen freilich bald verabschieden. Tatsächlich werden hier alle Dinge als Roboter verstanden, die auf irgendeine Weise mit uns interagieren, also auch das Smartphone. Hallo, Hosentaschen-Roboter!

Am Ende der Schau steht ein "Exoskelett", also eine außen am Körper angebrachte Stützmaschine. Am Weg dorthin kommen Reflexionsimpulse von Sätzen, die über Kopfhöhe schweben: "Haben Sie schon einmal einen Roboter getroffen?" "Wollen Sie besser werden, als Sie sind?" Fragen, die kaum eindeutig mit Ja oder Nein zu beantworten seien, so Klein, und mithin einmal mehr darauf hinweisen sollen, dass es für unser Arrangement mit der Technologie keine billige Lösung gibt.

Schauer laufen einem in dieser kurzweiligen Ausstellung höchstens über den Rücken, wenn man etwa einen Roboterarm sieht, der gebaut wurde, um Babys das Fläschchen zu geben.

Archaisch vs. Futuristisch

Dystopischer geht es in jener Schau zu, die unmittelbar an Hello, Robot anschließt: Unter dem Titel Artificial Tears zeigt Kuratorin Marlies Wirth 13 künstlerische Positionen, die eine gedämpfte Science-Fiction-Atmosphäre schaffen. Ein Vorzeichen dafür bildet die berühmte Anfangsszene aus Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum, jener in die Luft geworfene Knochen, der per Schnitt zur Raumstation wird – ein Zeitsprung von der Steinzeit in die Zukunft. Immer wieder beschwört die Schau nämlich den Kontrast zwischen dem Archaischen und dem Futuristischen, etwa mit Sarah Ancelle Schönfelds Shamanistic Travel Equipment / Coats: Die Künstlerin druckte auf Kuhfelle Weltraumaufnahmen bzw. psychedelische Muster.

Integriert ist auch eine Arbeit Jeremy Shaws, der die zuckenden Gesichter von Freunden bei Trips mit einem Halluzinogen filmte. Worauf Kuratorin Wirth mit einer Arbeit wie dieser hinauswill, ist die Widersetzlichkeit des Körpers, seine "poetische Ineffizienz" gegenüber der Technologie.

Behälter, auf denen "Blut", "Tränen" oder "Samen" steht, präsentiert indes Kiki Smith. Ein Gefühl des Ekels beim Betrachter ist dabei durchaus vorgesehen, wenn es nach Wirth geht, denn: "Wollen wir wirklich eine Zukunft, in der wir uns nicht mehr ekeln können?" (Roman Gerold, 21.6.2017)