Der Telematik-Forscher Johannes Innerbichler will KMUs europaweit vernetzen.

Foto: Salzburg Research

Salzburg – Airbnb, Amazon, Uber, Zalando. Ob sie Gastgeber und Gäste zusammenbringen, Verkäufer und Käufer oder Fahrer und Mitfahrer: Webplattformen schießen nur so aus dem Boden, gelten die digitalen Marktplätze doch als lukratives Geschäftsmodell. Die Rechnung geht allerdings meist nur für diejenigen Plattformen voll auf, die es zu einer Monopol- oder Quasimonopolstellung bringen. Nach dem Motto "The winner takes it all".

Genau das zu verhindern ist eines der Ziele, die der Telematiker Johannes Innerbichler von Salzburg Research beim Bau der Plattform "Nimble" verfolgt. Nimble steht für Collaborative Network for Industry, Manufacturing, Business and Logistics in Europe und soll kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) in Europa vernetzen. Das von Salzburg Research koordinierte Forschungsprojekt mit 17 Partnern aus zehn Ländern wird im Rahmen des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020 mit acht Millionen Euro gefördert. Es wurde im Oktober 2016 gestartet und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Ende 2017 soll der erste Prototyp fertig sein.

Und wie könnte ein kleines Unternehmen in der Praxis von der Plattform profitieren? Innerbichler: "Stellen Sie sich zum Beispiel eine Tischlerei vor, bei der ein wichtiger Holzlieferant wegfällt. Im Internet einen neuen Lieferanten zu suchen ist derzeit meist sehr mühsam. Auf Nimble soll es für KMUs nicht nur leicht sein, neue Partner zu finden, sondern die Unternehmen sollen auch die Möglichkeit haben, auf der Plattform mit den Partnern Verträge auszuverhandeln und Geschäftsprozesse abzuwickeln." Außerdem sollen KMUs so sichtbarer werden.

Open-Source-Plattform

Bisher vertrauen sich viele Firmen großen Plattformen wie Amazon an oder zahlen beträchtliche Beträge, um Werbeeinschaltungen auf den personalisierten Webseiten der Konsumenten zu platzieren. Transparenz: Fehlanzeige. Es gibt keine Einsicht in die Mechanismen der Plattformen. Bei Nimble hingegen soll der Quellcode offengelegt werden, das Projekt entwickelt eine Open-Source-basierte B2B-Plattform-Infrastruktur. Da nicht ein einzelnes Unternehmen die Kontrolle haben wird, sondern diese verteilt ist, sei eine marktbeherrschende Monopolbildung ausgeschlossen, betont Innerbichler. "Eine Besonderheit von Nimble wird es sein, mehrere regionale Instanzen zu einer EU-weit föderierten Plattform zu verbinden und dadurch auf regionaler wie auf EU-Ebene einen Mehrwert für KMUs zu schaffen."

Johannes Innerbichler war nicht von Anfang an so kritisch gegenüber kommerziellen Plattformen eingestellt. Diese Haltung hat sich bei dem 29-jährigen gebürtigen Salzburger erst entwickelt, als er sich während seiner Studienzeit in Graz zwei Jahre lang selbstständig machte und mit Studienkollegen das Start-up Crosscloud gründete. Dort hat er auch viel Wissen über Cloud-Plattformen gewonnen.

Zugute kommen ihm jetzt auch seine Hardwarekenntnisse, die er schon in einer HTL für Elektrotechnik erworben hat. Im Vorjahr schloss Innerbichler sein Masterstudium der Telematik (jetzt umbenannt in Computer Engineering) ab und ist seitdem bei Salzburg Research tätig, wo er vor allem zum Internet der Dinge forscht. (Maria Mayer, 25.6.2017)