Liebe unter frostig-finsteren Umständen: Roxane (Henriette Blumenau), Neuvillette (Benedikt Greiner) und Graf Guiche (Pascal Goffin, v. li) im Grazer "Cyrano".

Foto: Lupi Spuma

Graz – Auf der Nase von Cyrano de Bergerac können bekanntlich Schwalben nisten. Sein vermeintlicher Zinken verunmöglicht es dem Dichter, als Verehrer von Roxane (Henriette Blumenau) offen aufzutreten. Zu groß die Schmach der Hässlichkeit, zu aussichtslos das Begehren. Den Zorn über seine Unansehnlichkeit lenkt der Poet (Andri Schenardi) in kämpferische Auseinandersetzungen. Sportlich-ritterlich turnt er in den Kasematten des Grazer Schlossberges über einen das Publikum teilenden Bühnensteg (von Kathrin Frosch). Wird unbesiegbar in Fechtduellen.

Akrobatische Konfrontation

In der soliden, erste sommertheaterliche Gefühle weckenden Inszenierung von Markus Bothe für das Schauspielhaus Graz tauscht Edmond Rostands Titelheld Cyrano bald die Lederjacke gegen historische Pump- und Strumpfhosen anno 1640 (Kostüme: Justina Klimczyk). Und nimmt in puncto Liebesgeständnisse, da er sich offen nicht traut, nur die Ghostwriterstelle für den Schönling Christian de Neuvillette (Benedikt Greiner) an. In akrobatischen Konfrontationen auf dem schmalen Bühnensteg, über den sich die beiden Publikumshälften gegenseitig mitbetrachten, wächst sich das Lügengebäude zu voller Tragik aus.

Es ist eine düstere Schlagseite, in die Bothe sein agierfreudiges Ensemble manövriert. Nur die Nebenfiguren bringen Leichtigkeit ein – darunter der beflissene Graf Guiche (Pascal Goffin), der eloquente Koch Ragueneau (Thorsten Danner) oder die Hühnerschlachterin Lise (Vera Bommer), die mit Lebendgefieder über die Bühne zieht.

Bothe lässt in diesem schlichten, durch und durch korrekten und handwerklich einwandfreien Schauspiel schlussendlich gar den Himmel sich verfinstern. Es weint aus den Vorhangschienen, dass einem das Herz schmerzt. Die Moral von der Geschicht': Gesteh die Liebe, bevor dich fasst die Gicht! (Margarete Affenzeller, 19.6.2017)