Die SPÖ verändert sich. Mit Parteichef Christian Kern öffnet sich die Sozialdemokratie für die Freiheitlichen als Koalitionspartner, und dafür werden auch auf sachpolitischer Ebene heilige Kühe geschlachtet. Das zeigen die sieben Koalitionsbedingungen, der "Wertekompass" und der "Plan A" des Bundeskanzlers. Dabei geht es nicht nur darum, was drinsteht, sondern vor allem auch darum, was nicht erwähnt wird.

Im Bereich der Bildungspolitik ist das die Gesamtschule. Seit hundert Jahren ist diese Forderung ein Herzstück der österreichischen Sozialdemokratie. In den obenerwähnten Positionspapieren der SPÖ sucht man sie vergeblich. Auch die aktuelle SPÖ-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid bezeichnete die gemeinsame Schule nicht als prioritär.

Innerhalb der OECD besuchen die Kinder nur in Österreich, Ungarn und Deutschland lediglich vier Jahre lang eine gemeinsame Schule. Wer Chancengleichheit im Bildungssystem haben will, muss diese frühe Trennung abschaffen. Das haben internationale Studien mehrfach belegt. Wenn die SPÖ also dafür stehen will, dass jedes Kind die gleichen Chancen auf eine gute Ausbildung hat, muss sie auch für die Gesamtschule sein.

Warum lässt die SPÖ diese Forderung im Wahlkampf also aus? Es ist ganz einfach: Die FPÖ ist klar gegen eine Gesamtschule. Eine rot-blaue Koalition würde dadurch unmöglich gemacht. (Lisa Kogelnik, 16.6.2017)