Wien – Ein millionenschwerer Geschäftsführertrickbetrug hat den oberösterreichischen Luftfahrtzulieferer FACC im Vorjahr zu einer Neubewertung der Bilanz 2015/16 gezwungen. Statt ursprünglich minus 23 Milionen Euro, wurden minus 58,8 Millionen ausgewiesen. Die Bilanz 2016/17 ist von dem Betrug unbelastet, hieß es am Dienstag bei der Billanz-Pressekonferrenz. Mit dem Rückenwind steigender Passagierzahlen im Flugverkehr und damit einhergehend hohen Flugzeugauslieferungen wurde ein Umsatz von 705,7 Mio. Euro erzielt, ein Plus von 21,6 Prozent gegenüber 2015/16. Das operative Ergebnis (EBIT) betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 26,9 Mio. Euro.

Bei der Suche nach den verlorenen Millionen, ist FACC-Chef Robert Machtlinger optimistisch, 10,8 Millionen der insgesamt 52 Millionen abhanden gekommenen Euro wieder zu bekommen. Die 10,8 Mio. Euro liegen auf Bankkonten in China, Hongkong und Taiwan und sind eingefroren. FACC habe eine Verfügung erwirkt, diese Gelder nicht weiter zu transferieren." In absehbarer Zeit, vielleicht noch heuer soll das Geld zu FACC zurückfließen.

Rechtshilfeabkommen

Da es mit den betreffenden Ländern keine Rechtshilfeabkommen gibt, ist die FACC auf diplomatisches Geschick angewiesen. Man arbeite intensiv mit Ministerien, Banken und Behörden zusammen. Auch das Außenministerium sei involviert. In China machten die chinesischen Eigentümer von FACC (sie halten 55,5 Prozent, der Rest ist im Streubesitz) Druck, täglich gebe es Gespräche. 42 Millionen Euro hat FACC bereits in der Vorjahresbilanz abgeschrieben, bemüht sich aber dennoch, davon noch etwas zurückzubekommen. Rechtsanwaltskanzleien und eine Versicherung die sich des Falls angenommen haben., arbeiten daran. Vor allem versuche man es bei den Versicherungen derzeitiger und früherer FACC-Organe.

Die FACC ist Anfang 2016 auf einen in der Industrie nicht so selten vorkommenden Trick hereingefallen: Der vermeintliche Firmenchef hat via Mail verlangt, Geld für ein Geschäft zu überweisen. Infolgedessen mussten die chinesische Finanzchefin Minfen Gu sowie später auch Firmengründer Walter Stephan ihre Sessel räumen.

FACC will jedenfalls in den nächsten drei Jahre kräftig wachsen und alleine in Österreich bis zu 700 neue Jobs schaffen und 70 bis 100 Mio. Euro investieren. In den USA soll das Werkstättengeschäft deutlich ausgebaut werden, denn die Bedeutung von Leichtbauteilen, auf die FACC spezialisiert ist, hat erheblich zugenommen, so Konzernchef Machtlinger.

Dass einige Fluglinien, wie die Alitalia, in gröberen Turbulenzen sind, beunruhigt Machtlinger weit weniger als die jüngsten politischen Spannungen rund um den Ölstaat Katar. Hier würden 100 Boeing und 40 Airbus auf der Bestellliste stehen, gebe es einen Ausfall, wäre das schon zu merken, so Machtlinger.

Der Wachstumstrend in der zivilen Luftfahrtindustrie dürfte auch in Zukunft weiter anhalten: Analysen der OEMs bestätigen derzeit die konstante jährliche Zunahme des Passagieraufkommens um rund fünf Prozent. Daraus ergebe sich bis zum Jahr 2035 ein Bedarf von rund 36.300 neuen Verkehrsflugzeugen. FACC sei derzeit mit innovativen Produkten auf beinahe allen neuen Flugzeugentwicklungen vertreten, das Erreichen des Umsatzziels von einer Milliarde Euro bis zum Ende des Geschäftsjahres 2020/21 bleibt für FACC aufrecht. FACC beschäftigt weltweit 3400 Mitarbeiter, 310 davon in Österreich. 99,5 Prozent des Gesamtumsatzes gehen in den Export. (cr, 13.6.2017)