Eine Börsenplatzierung der Polbank käme Raiffeisen zum jetzigen Zeitpunkt teuer zu stehen.

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Wien – Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat kein Glück in Polen. Das Institut wird seine Tochter Polbank, wie mit den polnischen Aufsichtsbehörden vereinbart, bis Ende Juni zu 15 Prozent an die Börse Warschau bringen müssen.

Die Verhandlungen der RBI mit der Bankenaufsicht über einen Aufschub des Börsengangs dürften in letzter Minute gescheitert sein. Während man sich am Vormittag in Eigentümerkreisen noch zuversichtlich gezeigt hatte, dass man den Börsengang (IPO) verschieben werden könne, sah es wenig später wieder ganz anders aus. Da gab die Aufsichtsbehörde KNF per Agentur Bloomberg bekannt, dass man den Vorschlag der Österreicher zu einer Veränderung ihrer Verpflichtungen "nicht angenommen" habe. Ein Sprecher der RBI sagte am Nachmittag nur knapp: "Wir setzen unsere Vorbereitungen für den IPO fort."

Die RBI wollte den IPO per Ende Juni vermeiden, weil die Nachfrage zu gering ist; der erzielbare Preis liegt angeblich weit unter dem Buchwert. Eine Platzierung würde die RBI viel Geld kosten. Die Polbank wird gerade restrukturiert, baut Filialen und Mitarbeiter ab und hat einen schweren Rucksack aufgeschnürt: Schweizer-Franken-Kredite im Volumen von rund 2,8 Milliarden Euro.

Verpflichtung gegenüber der polnischen Aufsicht

Die Geschichte dahinter: Die Österreicher haben die Polbank 2012 gekauft und mit ihrer bestehenden Polentochter fusioniert. Damals verpflichtete man sich gegenüber der polnischen Aufsicht, bis Ende Juni 2016 mindestens 15 Prozent der neuen Bank an die Börse zu bringen.

Allerdings entschloss sich die RBI dann, das Institut lieber zu verkaufen. Bei der Aufnahme der Gespräche mit der staatlich kontrollierten polnischen Alior Bank entband die Aufsicht die RBI von ihrer Pflicht zum IPO per Juni 2016 – vorausgesetzt, der Verkauf hätte noch 2016 geklappt.

Allerdings sprang Alior im vorigen Dezember überraschend und zur Verärgerung der RBI ab. Die Aufsicht legte den Termin für den Börsengang in der Folge mit 30. Juni 2017 fest – und nun dürften die Verschiebungsbemühungen der RBI endgültig gescheitert sein. (Renate Graber, 13.6.2017)