Verteidiger Hinteregger und Teamchef Koller planen und brauchen den großen Wurf: Siege gegen Wales, Georgien, Serbien und Moldau.

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Aleksandar Dragović machte keine allzu glückliche Figur, bevor Jonathan Walters zum Ausgleich traf.

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Wien/Dublin – Sollte es Optimismus oder Zweckoptimismus in Tablettenform geben, dann haben Österreichs Fußballer eine Überdosis davon geschluckt. Andererseits ist die Gruppe D der WM-Qualifikation in der Tat recht kurios, da setzt sich keine Mannschaft ab. Das 1:1 am Sonntagabend in Dublin gegen Irland hat die Chance auf die Endrunde 2018 in Russland zwar nicht erhöht, aber es scheint sinnvoll, den Betrieb nicht völlig einzustellen. Acht Zähler aus sechs Partien sind freilich eine mickrige Ausbeute, Innenverteidiger Sebastian Prödl diagnostizierte eine "Ergebniskrise. Von der Qualität her ist kein Gegner besser."

Da Serbien und Wales ebenfalls 1:1 remisiert haben, beträgt der Rückstand aufs Spitzenduo Serbien/Irland weiterhin vier Punkte. Wales, am 2. September in Cardiff der Gegner, ist aufgrund des besseren Torverhältnisses Dritter. Zwölf Zähler sind noch zu vergeben, Teamchef Marcel Koller hat das in Dublin betont. "Es sind immer weniger Spiele. Man muss irgendwann beginnen zu gewinnen, wenn man dabei sein will." Er verabreichte der Öffentlichkeit eine Dosis Optimismus. "Es geht darum, nicht alles schlecht zu sehen, auch wenn die Situation nicht rosig ist." Regisseur Zlatko Junuzovic sagte: "Wir brauchen nicht alles schwarzmalen, dürfen nicht in Depressionen verfallen." Prödl ergänzte: "Es ist nicht alles verkehrt, was wir machen. Die einzige Botschaft, die wir rausschicken können, ist, dass wir nicht aufgeben."

Ein Blick auf die anderen acht Gruppen trübt allerdings den ohnedies verschleierten Blick nach Russland zusätzlich. Es ist derzeit davon auszugehen, dass der Zweite aus D gar nicht ins Playoff kommt, weil er die wenigsten Punkte hat. Also wäre Platz eins der einzige Weg zum Ziel. Martin Hinteregger, Torschütze in Dublin, ist sich dessen bewusst. "Die Chance ist nicht besser geworden, aber noch immer am Leben. Vier Siege sind alternativlos."

Dragovic nach Fehler: "Meine Entscheidung, meine Verantwortung"

Die Leistung gegen die Iren war nicht übel, der Ausgleich musste erst in der 85. Minute hingenommen werden. Wiewohl er laut Prödl "leider verdient" war. Vor der Pause hatte man die Gastgeber mit spielerischen Mitteln im Griff, im Laufe der Partie wurden sie wuchtiger, operierten mit langen Bällen, das war erwartbar. Das Tor fiel nach einem Stellungsfehler von Aleksandar Dragovic. Der wurde kurz davor gefoult, versicherte nach einer Behandlung Koller, nicht austauschreif zu sein. "Wenn mir mein Körper sagt, es geht weiter, stecke ich niemals zurück. Ich habe mich nach der Behandlung voll einsatzfähig gefühlt, war heiß auf die Partie. Es war meine Entscheidung, meine Verantwortung", schrieb Dragovic am Montag auf Facebook.

Koller wird einige Themen in diesem Leben wohl nicht mehr los. David Alabas Vorstellung im Zentrum war erneut von Fehlpässen und zeitweiliger Desorientierung geprägt, den linken Außenverteidiger spielte Innenverteidiger Hinteregger (übrigens gut). Bei den Bayern kommt Alaba nie im Mittelfeld zum Einsatz. Koller denkt trotzdem, "dass er uns im Mittelfeld am meisten hilft". Dass Tormann Heinz Lindner mangelnde Praxis nicht verbergen konnte, merkte man bei jedem hohen Ball. Marco Knaller bleibt trotzdem draußen in Sandhausen. Koller lobte die Neuen, Stefan Lainer, Florian Kainz und auch der eingewechselte Florian Grillitsch betrieben in der Tat Eigenwerbung. "Gut, dass es Konkurrenz gibt."

In Wales und am 5. September in Wien gegen Georgien kehren Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker und Marc Janko zurück. Sie und der große Rest werden wieder optimistisch sein, die eigenen Qualitäten hervorheben. Nach Tabletten, die eine Ergebniskrise heilen, wird freilich nicht einmal geforscht. (Christian Hackl, 12.6.2017)