Es ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten, die sich im so zerrütteten wie zersplitternden Europa dieser Tage erzählen lassen. Anderswo mögen Staaten und Regionen mehr auseinander- als zusammenstreben, hier ist es umgekehrt. Nach Jahrzehnten teils schwerer politischer Konflikte, gelegentlicher Gewalt und immer zäher Verhandlungen zwischen Wien, Rom und Bozen wollten Österreich und Italien die Südtirol-Frage vor dem EU-Beitritt Wiens vom Tisch haben. 1992 legte man den Streit um den Status der italienischen Provinz vor der Uno offiziell bei. Seither gedeiht das Land wie kaum ein anderes in Europa.

Südtirols Wirtschaft wächst schneller als anderswo, es herrscht Vollbeschäftigung. Das Land hat sich aus ethnischen Grabenkämpfen gelöst und sich in den vergangenen 25 Jahren – wirtschaftlich und kulturell – als Transmissionsriemen zwischen Nord und Süd positioniert. Bis auf ein paar Ewiggestrige haben die meisten der 520.000 Südtiroler begriffen, dass sie auf der Sonnenseite gelandet sind.

Der langjährige Landeshauptmann Luis Durnwalder hat die Strukturen für dieses Erfolgsmodell geschaffen, sein derzeit regierender Nachfolger Arno Kompatscher hat das Land intellektuell durchlüftet und internationalisiert. Dass die Südtiroler einen weit überdurchschnittlichen Zugang in Wien und Rom, aber auch in Brüssel und Berlin haben, ist sein Verdienst. Er steht nun vor der Herausforderung, eine gute Geschichte zu einer besseren zu machen. (Christoph Prantner, 12.6.2017)