Lustenauer Schulkinder erforschen leerstehende Häuser.

Foto: Lukas Hämmerle

Lustenau – Was tun, wenn Häuser und Gärten im Zentrum verwaisen, die Einfamilienhäuser zu Einpersonenhäusern werden? In Lustenau an der Schweizer Grenze ging man die Leerstandsproblematik mit einer ungewöhnlichen Doppelstrategie an. Schulkinder wie Fachleute betrachteten die Situation.

Erstere erforschten mit Lehrerinnen, Architektin Julia Kick und Historikerin Vanessa Waibel die Geisterhäuser, erkundeten ihre Geschichte und erfanden dazu Geschichten. Dokumentiert wurden die Workshops mit dem wunderbar bunten Buch "Geisterhäuser. Eine Betrachtung durch Kinderaugen" (erhältlich über die Gemeinde). Zu Recht stellten sich die Kids die Frage, warum denn Menschen Wohnungen suchen müssen, wo es doch so viele leere Häuser gebe.

Lustenau ist mit rund 23.000 Menschen eine der größten Vorarlberger Gemeinden, sie wächst stetig. Wie überall im Vorarlberger Rheintal sind Grundstücke und Wohnraum knapp und teuer. Andererseits stehen Häuser leer, werden Grundstücke nicht bebaut.

Einfamilienhäuser dominieren den Ort, 12,6 Prozent wurden zu Einpersonenhäusern, wie der zweite Teil des Projekts, die Leerstandserhebung durch die Experten des Bauamts, ergab. Komplett unbewohnt sind 4,7 Prozent der Häuser. Würde man den Leerstand aktivieren und Häuser besser nutzen, könnte man den Wohnbedarf für den errechneten Bevölkerungszuwachs bis 2025 (plus neun Prozent) decken.

Neue Servicestelle der Gemeinde

Über die Kinderworkshops versuchte man auch die Eltern und Großeltern zu erreichen, sagt Ortsplaner Bernhard Kathrein: "Es geht uns darum, Bewusstsein für die schwierige Problematik, über die in vielen Familien nicht gern gesprochen wird, zu schaffen." Die häufigsten Ursachen für Leerstand sind Erbschaftsprobleme, mangelnde Kommunikation innerhalb der Familie und mangelnde Information über Mietrecht und bauliche Möglichkeiten.

Mit der neuen Servicestelle Ein guter Rat, die im Bauamt eingerichtet wurde, will die Gemeinde Haus- und Grundbesitzern helfen. Hier gibt es Erstinformationen zu Umbau, Raumnutzung und Leerstand. Ein Netzwerk aus Fachleuten berät in rechtlichen, finanziellen und architektonischen Fragen. Vermittelt werden auch Kontakte zu Besitzern von bereits renovierten oder umgebauten Häusern.

Festival und Information

Im Leerstand steckt Potenzial, sagt die Architektin Gudrun Sturn. Gemeinsam mit Initiativen aus ganz Vorarlberg lädt sie Experten und Interessierte am Wochenende zum Festival "Usgnutzt". Es geht in Gesprächen, Diskussionen und Ausstellungen in einer stillgelegten Tischlerei in Röthis (Bezirk Feldkirch) um die begrenzte Ressource Raum und ihre sinnvolle Nutzung. (Jutta Berger, 8.6.2017)