Nicht jeder ist für den Job des Hausbetreuers geeignet.

Karikatur: Oliver Schopf

Wien – Es ging vor allem um die Kosten, als die schwarz-blaue Regierung im Jahr 2000 als eine ihrer ersten Maßnahmen das Hausbesorgergesetz abgeschafft und es Hausverwaltern freigestellt hat, wie sie die Reinigung und Betreuung einer Wohnanlage organisieren. Geputzt und Schnee geschaufelt wird seither immer noch in Österreichs Wohnhäusern, aber das Aus für den alten Hausmeister hat dennoch an vielen Orten eine Lücke hinterlassen.

Denn gerade in den vergangenen Jahren ist die Rolle des Hausbetreuers als Vermittler und Konfliktschlichter zwischen Hausparteien immer wichtiger geworden – vor allem dort, wo Alteingesessene mit Migrantenfamilien Tür an Tür wohnen. Diese Rolle hatten gute Hausbesorger Kraft ihrer Persönlichkeit jahrzehntelang erfüllt, ohne dafür entlohnt zu werden. "Weul a Hausmasta is a Respektsperson", sang schon Wolfgang Ambros.

100 Nationen im "Globalen Hof"

Wie Hausbetreuung in der Zeit nach dem Hausbesorgergesetz funktionieren kann, zeigt die Wohnanlage "Globaler Hof" in Wien-Alterlaa, wo seit 15 Jahren in 140 Mietwohnungen je zur Hälfte autochthone Österreicher und Migranten – über die Jahre aus insgesamt fast 100 Nationen – wohnen. Entscheidend für den Erfolg dieses vielfach studierten Projektes war, dass sich der Bauträger, die Sozialbau AG, von Anfang an um eine kompetente Hausbetreuung gekümmert hat, um die bunte Gemeinschaft zusammenzuhalten. Der Globale Hof war daher ein passender Platz für das STANDARD-Wohnsymposium zum Thema Hausbetreuung im Wandel, das vergangene Woche unter dem Titel "Putztrupp oder Mediator" mit fast 100 Teilnehmern aus vielen verschiedenen Branchen stattfand.

Ziel des Wohnprojektes sei es gewesen, "eine soziale Gemeinschaft zu bilden, in der die Menschen, die hier leben, gedeihlich und fördernd zurande kommen", sagte Herbert Ludl, als langjähriger Sozialbau-Chef die treibende Kraft hinter dem Globalen Hof. "Und eine wichtige Erkenntnis war, wie wichtig die Person vor Ort ist, die man als Seele des Hauses bezeichnen kann", fügte Ludl hinzu. "Nicht jeder ist dazu geeignet."

Beichtvater und Sheriff

Ahmad-Schah Akrami, bis vor kurzem Hausbetreuer im Globalen Hof, war es – und gilt für viele gemeinnützige Bauträger als Vorbild. Die Aufgabe ist komplex, betonte Ludl: "Er muss auch für schwierige Menschen Empathie haben und sich einmischen können, ohne sie zu bevormunden. Er muss darauf achten, dass die Dinge im Wohnhaus nicht aus dem Ruder geraten. Er muss gleichzeitig Beichtvater und Sheriff sein und immer wissen, was zum richtigen Zeitpunkt angemessen ist."

Doch Leute wie Akrami sind ein Glücksfall. Die hohen Erwartungen an Hausbetreuer kann nicht jeder erfüllen – und weder Ausbildung noch Entlohnung werden der Bedeutung in der heutigen Zeit gerecht. Die Schilderungen von Vertretern verschiedener Bauträger auf dem Wohnsymposium, das vom Fachmagazin Wohnen Plus mitorganisiert wurde, ergaben ein gemischtes Bild.

Lärm als häufiger Grund für Konflikte

Während Walter Weiland, Leiter der Hausverwaltung Süd bei der Sozialbau, und Klaus Baringer, Vorstand der Gesiba, die Erfolge ihrer Modelle der Mediation und Konfliktvermeidung hervorstrichen, beschrieb Isabella Stickler, die Geschäftsführerin der Hausbetreuung in der niederösterreichischen Alpenland, wie schwer es für ihre Betreuerinnen – meist Frauen in Teilzeitbeschäftigung – ist, bei Konflikten effektiv einzugreifen. "Sie scheitern oft daran, dass sie mahnen und an die Spielregeln erinnern, aber keine Möglichkeit haben, bei Fehlverhalten zu exekutieren." Hier sei es entscheidend, dass die Hausverwaltung direkt eingreift.

Und Konflikte gibt es in Wohnanlagen zuhauf, meist über Lärm, oft zwischen Menschen unterschiedlicher Generationen und ethnischer Herkunft. Der typische Fall sind Kinder von Migranten, die mit ihrem Spiel ältere Bewohner stören. Höhere Bildung schütze vor Streitereien nicht, betonte Joachim Brech, der gemeinsam mit Heidrun Feigelfeld gerade eine Studie über Integration im Globalen Hof herausgegeben hat.

Zusammenleben funktioniert meistens

Aber insgesamt sind Wohnanlagen in Österreich viel weniger Schlachtfeld als gedacht. "In den Medien werden Dinge oft hochgespielt, in einer Wohnanlage steht das Zusammenleben im Vordergrund", sagte Muna Duzdar, Staatssekretärin für Integration im Bundeskanzleramt, die mit der ÖVP-Nationalratsabgeordneten Brigitte Jank diskutierte.

Und selbst so mancher Streit im Gemeindebau ist ein Zeichen, dass in Österreich die Menschen verschiedener Herkunft Tür an Tür wohnen und nicht in Gettos. (Eric Frey, 7.6.2017)