Santander – Die spanische Großbank Santander kauft in einer Notaktion die Banco Popular. Als Kaufpreis wurde ein symbolischer Euro vereinbart, teilte Santander am Mittwoch mit. Um die Löcher bei der Krisenbank zu stopfen, erhöht Santander ihr Kapital um sieben Milliarden Euro.

Die Europäischen Zentralbank hatte die Banco Popular als nicht überlebensfähig eingestuft, nachdem sich die Lage in den vergangenen Tagen dramatisch verschlechtert hatte. "Alle Sparer haben weiterhin Zugriff auf alle ihre Einlagen", betonte die EU-Kommission. 2016 verwaltete Popular nach eigenen Angaben Einlagen von 96,6 Milliarden Euro. Sie sieht sich als führender Kreditgeber für kleine und mittelgroße Unternehmen in Spanien, verfügt über knapp 1.800 Filialen und fast 12.000 Beschäftigte.

Kein Cent vom Steuerzahler

Es ist das erste Mal, dass die neuen Regeln zur Bankenabwicklung (BRRD) zum Einsatz kommen, die seit Anfang 2016 gelten. Der Steuerzahler müsse mit keinem Cent für die Rettung der Bank aufkommen. Das zeige, dass die nach der Finanzkrise eingeführten Regeln den Steuerzahler wirksam schützen, sagte die Chefin der europäischen Bankenabwicklungsbehörde SRB, Elke König. Mit dem Notverkauf würden negative Folgen für die Finanzstabilität und die Realwirtschaft verhindert.

Popular litt unter den Folgen der Immobilienkrise, die ihr letztendlich das Genick brachen. Auf der Bank lasteten 37 Milliarden Euro an faulen Immobilienkrediten. Santander muss nun die Popular-Schulden übernehmen und erhöht ihre Vorsorge für Problemkredite um 7,9 Milliarden. Die Bank bittet daher ihre Aktionäre um frisches Geld. Wegen der sieben Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung verlor die Santander-Aktie im frühen Handel zwei Prozent.

Der Zukauf komme zur richtigen Zeit, warb Santander um das Vertrauen ihrer Anteilseigner. Durch den Zukauf werde man ab 2019 Einnahmen und Gewinn beschleunigen. Santander hatte während der spanischen Bankenkrise keine ins Schlingern geratene Konkurrenten übernommen. (APA, Reuters, 7.6.2017)