Andres Torres ist FIFA-Profi für Red Bull Salzburg, er ist bei den Bundesliga-Teams der erste seiner Art.

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FC Red Bull Salzburg

Salzburg/Wien – Traumberuf: Videospieler. Was wie der Albtraum von Vorstadteltern klingt, hat in Österreich neuerdings Berechtigung. Das liegt an Andres Torres: 22 Jahre alt, Wiener, spanische Wurzeln und der erste in Österreich spielende Fifa-Profi. Red Bull Salzburg verpflichtete den Tastenkünstler im Hinblick auf die E-Bundesliga, in der sich die zehn Klubs des österreichischen Oberhauses ab Oktober in der Fußballsimulation einen Meister ausspielen.

"Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen", sagt Torres. Er spielt seit 1999 Fifa, seitdem hat er im Schnitt "sicher eine Stunde pro Tag" geübt. Macht in Summe mehr als 6000 Stunden, das Handwerk ist intensivst erlernt. Torres war auf der Playstation immer schon besser als seine Freunde, spielte er bei privaten Turnieren mit, wollten sie nicht mehr.

Motivation von einer Größe

Nach einem Aufeinandertreffen mit Mirza Jahic, Grandseigneur der österreichischen Szene, vertiefte Torres seine Bemühungen: "Er hat gesagt, er habe selten so ein Talent wie mich gesehen, ich müsse dranbleiben." Das tat der damalige Hobbyspieler, es brachte ihm einige Turniersiege ein.

"Es sind die Kleinigkeiten: der letzte Pass, der letzte Laufweg, die kleinste Bewegung", sagt Andres Torres.
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Was macht auf diesem Niveau den Unterschied aus? "Es sind die Kleinigkeiten: der letzte Pass, der letzte Laufweg, die kleinste Bewegung", sagt Torres. Das klingt vertraut. Man könnte es so auch von Salzburgs Fußballprofis hören, mit denen fährt Torres demnächst auf Trainingslager nach Leogang. Eine Autogrammstunde ist eingeplant. Torres wird Autogramme geben, nicht sammeln.

Training, Training, Training

Das Training findet vor dem Bildschirm statt. "Ich probiere diverse Formationen und Taktiken aus", erklärt Torres. RBS stellt seinem Profi Fifa-Coaches zur Verfügung, die Matchaufnahmen analysieren. Sechs bis sieben Stunden pro Tag trainiert Torres, dazu kommen Promotion-Auftritte. Es ist ein Vollzeitjob.

Und zwar einer mit Druck: "Red Bull ist Erfolge gewöhnt und verlangt diese auch von mir", sagt Torres. Er repräsentiert den Klub auch abseits der E-Bundesliga bei Turnieren, hat Sponsorentermine wahrzunehmen und soll Kontakt zur Community pflegen.

Schalke macht es vor

Im Ausland ist man schon etwas weiter. Schalke 04 zeigt beispielsweise vor, wie ernsthaft man E-Sports als Fußballklub betreiben kann. Die Königsblauen stellen je ein Profiteam für Fifa sowie für das PC-Spiel League of Legends, der Österreicher Mario Viska ist Teil des Fifa-Kaders.

Die Tinte ist trocken: Andres Torres ist Profi.
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Von einer Expansion in "sportfremde" Spiele sind Österreichs Fußballklubs noch weit entfernt. Die E-Bundesliga sei aber ein großer Schritt, sagt Torres-Manager Dominik Celary: "Österreich hat sich damit im deutschsprachigen Raum einen Vorteil erarbeitet. Viele Spieler möchten dadurch E-Sportler werden." Die Bundesliga hat ein Geschäftsfeld erkannt, Fifa und die Alternative Pro Evolution Soccer sind immens beliebt.

Sturm überlegt

In einer dreistufigen Qualifikationsphase können sich Fifa-Spieler für die E-Bundesliga qualifizieren, jeder Klub stellt für das Finale im Dezember ein Fünferteam. Noch hat nur Salzburg einen Profi. Es gäbe weitere Kandidaten, zum Beispiel Daniel Wimmer, für Torres "sicher ein Kandidat für den Titel". Sturm Graz habe laut Wimmers Manager prinzipiell Interesse bekundet, Konkretes gebe es aber noch nicht. (Martin Schauhuber, 5.6.2017)