Goldexperte Ronald-Peter Stöferle glaubt weiterhin an Gold.

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Wien/Washington – Hoffnungen auf Wirtschaftsimpulse durch Donald Trump haben den Goldpreis Ende 2016 kurzzeitig gebremst. Insgesamt stieg der Goldpreis in US-Dollar im Vorjahr aber um 8,5 Prozent, 2017 gab es bisher ein Plus von 10,2 Prozent. "Wir glauben, dass sich die Konjunkturerwartungen in den USA eintrüben werden", sagte Goldexperte Ronald-Peter Stöferle und glaubt an eine Fortsetzung des Gold-Bullenmarkts.

Gefahren, die zu einer konjunkturellen Abschwächung in den USA führen können, werden laut Stöferle zurzeit unterschätzt: "Zwar scheint oberflächlich im Moment an den Finanzmärkten alles in Ordnung zu sein, wir halten dies aber für eine angespannte Ruhe, die bald zu Ende gehen könnte", sagte er bei der Präsentation seines aktuellen Goldreports am Donnerstag. Die Hoffnungen auf Trumps Wirtschaftspolitik seien überzogen. "Nach einem halben Jahr mit Trump tappen wir noch immer im Dunkeln", so Marc Valek, Fondsmanager der Incrementum AG.

Dritte Blase

Im Moment stehen US-Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen und Immobilien im Vergleich zum Einkommen auf einem Höchststand, laut Stöferle befinden sich die USA nach der Dot.com- und der Immobilienkrise nun in der dritten Blase. "Das ist ein Indiz, dass die jetzige Situation nicht anhalten wird." Auch der aufkeimende Populismus in vielen Industriestaaten sei ein Beleg für wirtschaftliche Probleme. Dass die Finanzmärkte indes kaum mit einer Rezession rechnen, ist für Stöferle und Valek unverständlich.

Die Fondsmanager halten die geldpolitischen Maßnahmen nach der Finanzkrise nicht für nachhaltig und glauben, dass sich das extensive Gelddrucken der Notenbanken rächen wird. Zinsen werden laut Stöferle nicht wie geplant erhöht werden können, Notenbanken würden ihren Kurs drehen müssen. Das würde auch die globale Überschuldung bestätigen: Per Ende 2016 stand ein Malus von 325 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung zu Buche. "Ein Herauswachsen aus eigener Kraft ist unwahrscheinlich."

US-Währung entscheidend

Eine höhere Inflation und eine Umkehr des Kurses der US-Notenbank würden Gold erneut ansteigen lassen. Heuer habe sich Gold bisher gut entwickelt. Wie sich der Goldpreis bis 2021, also bis zum Ende der regulären Amtszeit des US-Präsidenten, verändert, hänge stark von der Entwicklung der US-Wirtschaft und der Geldpolitik ab. Auch wenn sich einige Länder vom Dollar verabschieden, sei die US-Währung immer noch entscheidend für die Dynamik des Goldpreises.

Angesprochen auf die Krypto-Währung Bitcoin sieht Stöferle Potenzial für eine weitere Blase. "Ich halte Bitcoins für ein sehr spannendes Projekt", so Stöferle und meint, dass der Markt konkurrierende Währungen braucht. Momentan gebe es zwar einen großen Hype um die Kryptowährung, sie spiele aber noch keine große Rolle. "Es redet zwar jeder darüber, aber keiner ist dabei." Langfristig könnten Bitcoins aber durchaus relevant werden, sie seien viel weniger volatil als andere Kryptowährungen. Auch Notenbanken würden Bitcoin langsam als Konkurrenz sehen.

Bei Kryptowährungen spekuliere man darauf, dass sie sich besser entwickeln als andere Zahlungsmittel, so Valek. Nutzen entstehe erst, wenn die Währung von der Allgemeinheit anerkannt werde. (APA, 2.6.2017)