Im Schatten ist er harmloser, doch wenn er – etwa durch Baumrodungen, wie sie kürzlich am Grazer Murufer vor sich gingen – Sonne bekommt, wird er schnell unkontrollierbar: der Riesen-Bärenklau.

Foto: Botanischer Garten, Uni Graz

Graz – Wenn man die mediale Aufregung in der Steiermark um invasive Neophyten, also Pflanzen, die sich ansiedeln, wo sie nicht schon immer heimisch waren, verfolgt, könnte man meinen, Monsterpflanzen greifen an. Es gebe aber "keinen Grund zur Panikmache", erklärt Jonathan Wilfling, der technische Gartenleiter vom botanischen Garten der Grazer Karl-Franzens-Universität.

Das "Neo" – griechisch für neu – im Wort Neophyten ist relativ, denn Pflanzen wie der Riesen-Bärenklau oder der Knöterich, vor denen in letzter Zeit gewarnt wird, kamen "vor etwa 120 Jahren als Zierpflanzen zu uns", erklärt Wilfling, "ab Mitte des 20. Jahrhunderts baute man sie gezielt an".

Verbrennungen möglich

Der Riesen-Bärenklau machte zuletzt vor allem wegen schlimmer Verbrennungen, die bei Hautkontakt entstehen können, von sich reden. Wilfling betont aber, der Riesen-Bärenklau sei phototoxisch, das heißt, die Verbrennungen entstehen "in Verbindung mit Sonnenlicht". "Dann kann es bei manchen Menschen zu allergischen Reaktionen kommen", betont der Gartenbauer, "direkter Kontakt sollte vermieden werden, bei Berührung sollte die Hautstelle nicht der Sonne ausgesetzt werden." Wichtig sei, dass man Pflanzen erkenne und entsprechend mit ihnen umgehe. "Ich springe ja auch nicht in ein Brennnesselfeld", so Wilfling.

Eingesetzt wurden Neophyten vom Menschen bewusst als Gartenpflanzen, aber auch als Bienenweide oder Wilddeckung. Gerade der Riesen-Bärenklau, auch Heracleum mantegazzianum, der gerne in Feuchtgebieten, in Graz vor allem entlang der Mur an Fuß- und Radwegen, wächst, breitet sich nicht dominant aus, solange er im Schatten steht.

"Wenn man aber Bäume umschneidet und er in der Sonne steht, wird er zum Problem für unser heimisches Ökosystem", warnt Wilfling. Tausende Rodungen gab es bekanntlich an der Mur im Zuge des Kraftwerkbaus. In der Sonne wird der "Verdrängungsstratege" dreimal so hoch, blüht, bildet in einem Jahr zigtausende Samen und vermehrt sich massiv.

Mehrere Meter langes Wurzelorgan

Beim Knöterich sei das anders, der vermehre sich über sein Rhizom, also sein Wurzelorgan, das mehrere Meter lang sein und tief in die Erde hineinwachsen kann. Es teilt sich immer weiter, "die Pflanze klont sich tatsächlich". Ohne natürliche Fraßfeinde im hiesigen Ökosystem könnten sich solche Pflanzen dann ungehindert ausbreiten. Der Knöterich könne etwa auf einem Acker "eine Katastrophe" werden.

Wer den Knöterich entfernen will, muss tief graben, beim Riesen-Bärenklau reichen rund 15 Zentimeter. Wichtig sei dabei: nicht in die Biotonne schmeißen, sondern verbrennen oder im Restmüll sicher entsorgen, sodass er sich nicht anderswo wieder vermehren kann. (Colette M. Schmidt, 2.6.2017)