Budapest/Wien – Ungarn stellt für den Wiederaufbau eines vom IS zerstörten Dorfs im Irak zwei Millionen Euro zur Verfügung. Eine entsprechende Vereinbarung schlossen der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael I. Sako und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán laut Kathpress am Dienstag in Budapest.

Schon früher hatte Ungarn 485.000 Euro zur Deckung des Arzneibedarfs des christlichen St.-Joseph-Krankenhauses in der nordirakischen Stadt Erbil zugesagt, wo vom "Islamischen Staat" Vertriebene versorgt werden.

Sako betonte in Budapest die Entschlossenheit der christlichen Gemeinschaften im Irak, dafür zu kämpfen, in ihrer Heimat bleiben bzw. dorthin zurückkehren zu können. Er mahnte dafür zu Solidarität und Hilfe.

Kritik an den USA

Der Patriarch hatte laut Kathpress in der Vorwoche gemeinsam mit den Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn Gespräche über den Schutz religiöser Minderheiten mit US-Politikern geführt. Vor Medienvertretern sagte Schönborn dazu am Mittwochabend beim diözesanen Sommerempfang, Ziel der Mission sei es gewesen, die US-Regierung für das Los der Minderheiten im Nahen Osten – "Christen, aber auch viele andere" – zu sensibilisieren.

Sako sagte in Budapest, die Chaldäer hätten unter dem Regime von Saddam Hussein in größerer Sicherheit gelebt als nach dessen Sturz per US-Militärinvasion. Die USA hätten Demokratie, Freiheit, wirtschaftlichen Aufschwung versprochen, statt dessen seien Chaos, Massaker, Flüchtlingswellen und Zerstörung der Infrastruktur gekommen, beklagte das Oberhaupt der mit Rom unierten Ostkirche.

150.000 Geflüchtet

Die von Christen bewohnten Kleinstädte und Dörfer in der Ninive-Ebene waren 2014 von den Kämpfern des IS überrannt worden. Weit mehr als 150.000 Menschen mussten flüchten. Sako erinnerte daran, dass Vorfahren seines Volkes bereits vor der Christianisierung auf dem heutigen Gebiet, dem damaligen Mesopotamien, lebten.

Während im Mittelalter die mesopotamische Kirche angeblich bis zu 80 Millionen Mitglieder zählte, lebe heute nur noch eine Handvoll Gläubige auf demselben Gebiet. Die Gründe dafür seien die Konversion zum Islam aus Angst sowie Flucht. (APA, 1.6.2017)