Martina Navratilova äußerte sich in einem offenen Brief über Margaret Court: "Ihre Kommentare sind gefährlich."

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64 Grand-Slam-Titel und kein bisschen weise: Margaret Court.

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Wien – Tennis-Ikone Martina Navratilova hat in der Diskussion über diskriminierende Aussagen von Margaret Court die 74-jährige Australierin scharf kritisiert. "Ihre Kommentare sind krank und gefährlich. Es ist nun klar, wer Court ist: eine tolle Tennisspielerin – und eine Rassistin und homophobe Person", schrieb Navratilova in einem offenen Brief.

Court hatte am Mittwoch in einer christlichen Radiosendung behauptet: "Der Tennissport ist voll von Lesben. Wir sind hier, um ihnen zu helfen. Wir sind nicht gegen diese Leute." Transgender-Kinder bezeichnete die 24-fache Grand-Slam-Siegerin im Einzel als "Werk des Teufels".

Forderung nach Umbenennung der "Margaret Court Arena"

"Diese Kinder werden durch diese Stigmatisierung und andauernden Verurteilungen mehr leiden", beklagte Navratilova, die mit dem russischen Ex-Model Julia Lemigowa verheiratet ist.

Navratilova schlug vor, die "Margaret Court Arena" in Melbourne in "Evonne Goolagong Arena" umzutaufen. Die Australierin Goolagong (65), eine Aborigine vom Stamm der Wiradjuri, hat in ihrer Karriere sieben Major-Titel geholt.

Wegen Courts Aussagen war am Rande der French Open in Profikreisen darüber diskutiert worden, ob man die "Margaret Court Arena" bei den Australian Open 2018 boykottieren solle. Die ehemalige US-Open-Siegerin Samantha Stosur kritisierte ihre Landsfrau heftig. "Was sie da sagt, ist wirklich verrücktes Zeug. Und die ganze Tennisfamilie hier hat dieselbe Meinung", sagte Stosur am Mittwoch nach ihrem Drittrundeneinzug in Roland Garros.

Die australische Doppelspezialistin Casey Dellacqua, die mit ihrer Partnerin zwei Kinder hat, fühlte sich von Courts Kommentaren "verletzt". "Jeder kann sein Meinung haben, aber meine Familie hat so etwas nicht verdient", sagte Dellacqua in Paris. "Margaret liegt falsch, wenn sie anprangert, dass meinen Kindern ein Vater vorenthalten wird und sie deshalb keinen guten Start ins Leben hätten."

Christliche Laienpredigerin

Court hatte in der vergangenen Woche angekündigt, die australische Fluglinie Qantas boykottieren zu wollen. Der Grund: Deren Geschäftsführer Alan Joyce hatte sich öffentlich für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Australien starkgemacht. "Ich glaube an die Ehe als Vereinigung zwischen Mann und Frau, wie in der Bibel festgeschrieben", hatte Court in einem offenen Brief an Joyce geschrieben.

Sie ist bereits seit Jahren als christliche Laienpredigerin unterwegs und für ihre konservative Haltung bekannt. Court, die in Perth lebt und ihre insgesamt 64 (!) Titel (24 Einzel, 19 Doppel, 21 Mixed) bei den vier Majors zwischen 1960 und 1973 gewann, ist Mitglied der "Hall of Fame" des Tennissports. (sid, 16.2017)