Die Wiener Mieterhilfe schreibt Bewohner von Wohnungen, bei denen Inserate auf eine zu hohe Altbaumiete hinweisen lassen, an und informiert sie über Möglichkeiten zur Überprüfung der Miete.

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Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) wird in Sachen zu hohe Altbaumieten aktiv: Nachdem sich in einem "Screening" von 40.000 Wohnungsinseraten durch die stadteigene Mieterhilfe ergeben habe, dass 80 Prozent der inserierten Altbauwohnungen mit zu hohen Mieten angeboten werden, will Ludwig nun die betreffenden Bewohner von der Mieterhilfe informieren lassen. Konkret soll aktiv angeboten werden, die Miethöhe zu überprüfen.

Von den 40.000 Inseraten auf zehn verschiedenen Plattformen konnten letztlich 4.000 Wohnungsangebote genau untersucht werden, erläuterte Mieterhilfe-Chef Christian Bartok am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Ludwig. Zahlreiche Mehrfach-Inserate musste man aussieben, bei manchen war auch die Zuordnung der Adresse nicht möglich. Von den 4.000 Wohnungen wurden laut Bartok aber rund 3.600 mit ganz offensichtlich zu hohen Mieten angeboten, als es das Richtwertsystem (das in Altbauten vor 1945 gilt) zulassen würde. "Die durchschnittliche Gesamtmiete, inklusive Betriebs- und Nebenkosten sowie Möbelmieten, beträgt laut der aktuellen Untersuchung 13 Euro pro Quadratmeter. Der Hauptmietzins schlägt dabei mit rund zehn Euro zu Buche", so Bartok. Damit seien die ausgewiesenen Angebote "durchschnittlich um 3,54 Euro pro Quadratmeter über den zulässigen Tarifen" gelegen, so Ludwig.

"Körberlgeld von 8,5 Millionen Euro"

Ähnlich verhalte es sich auch bei den bestehenden Mietverhältnissen, wie die Bilanz der behördlichen Überprüfungen über die Wiener Schlichtungsstelle gezeigt hätten. Bei insgesamt 2.700 Mietzinsüberprüfungen im Jahr 2016 wurden die gesetzlich zulässigen Mietvorschreibungen durchschnittlich um 3,18 Euro pro Quadratmeter überschritten. "Das entspricht einem vermeintlichen Körberlgeld von 8,5 Millionen Euro pro Jahr, das den betroffenen Mietern am Ende wieder rückerstattet werden muss", so Ludwig.

Als weiteres Problem orteten Ludwig und Bartok die Tatsache, dass nur noch 22 Prozent der Wohnungen am privaten Wohnungsmarkt unbefristet zur Miete angeboten werden. Und beim großen Rest der befristeten Mietverträge viel zu oft der vom Gesetzgeber festgeschriebene Abschlag von 25 Prozent auf den geltenden Richtwert nicht zur Anwendung komme.

Mieter werden angeschrieben

Ludwig will deshalb nun die Mieter besser informieren: In einem ersten Schritt werden die Mieter jener Wohnungen, deren Inserate auf einen zu hohen Richtwertmietzins hinweisen ließen, schriftlich über die Unterstützungsangebote der Stadt informiert.

"Leider wird die überhöhte Miete viel zu oft hingenommen, teilweise aus Unwissenheit, aber natürlich auch aus Angst, dass der beispielsweise befristete Mietvertrag nicht verlängert wird", so Bartok. Entweder persönlich bei der Mieterhilfe oder online mit dem "Wiener Mietenrechner" könne die jeweilige Miete jedenfalls auf Zulässigkeit überprüfen werden. 2016 sei dieses Service rund 103.500-mal in Anspruch genommen worden, das im Übrigen allen Wiener Mietern offenstünde, also etwa auch den Mietern von Gemeinde- oder Genossenschaftswohnungen.

Ludwig präsentierte am Mittwoch außerdem eine neue Broschüre, in der die wichtigsten Informationen über Mietverträge, Kautionen und die Anwendungsbereiche des Mietrechtsgesetzes kurz zusammengefasst wurden. (Martin Putschögl, 1.6.2017)