Goran Djuricin durchlebt Emotionen, die er nie für möglich gehalten hat. Ob der Cupsieg möglich ist, wird in Klagenfurt geklärt.

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Oscar Garcia versichert, dass alles unternommen wird, um mit dem Cupsieg das vierte Double in Serie zu holen.

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Klagenfurt/Wien – Der 42-jährige Goran Djuricin kommt sich vor wie in einem Film. In ruhigen Momenten, die rar geworden sind, denkt er über sein Leben nach und kommt zum Schluss: "Das gibt es eigentlich gar nicht. Wahrscheinlich war es ein Vorteil, dass ich ins kalte Wasser geworfen wurde."

Seit dem 9. April und der Entlassung von Damir Canadi ist er Cheftrainer von Rapid, am 24. Mai hat Sportvorstand Fredy Bickel bekanntgegeben, mit Djuricin auch die nächste Saison zu bestreiten. Ein langfristiger Vertrag, zum Beispiel bis 2025, stand nie zur Debatte, daran hat Djuricin nicht einmal im hintersten Winkel seines Kopfes gedacht: "Ich bin nicht in der Lage, etwas zu fordern. Ich bin einfach nur froh, da zu sein. Bin ich erfolgreich, ergibt sich alles automatisch." Seit Dienstag sind er und seine Mannschaft in Klagenfurt, am Donnerstag (20.30 Uhr, live auf ORF 1 und im Ticker auf derStandard.at) findet im Wörthersee-Stadion das Samsung-Cupfinale gegen Meister Red Bull Salzburg statt. Klingt fürchterlich, aber nicht ganz hoffnungslos. Djuricin lässt dem Phrasenschwein freien Lauf. "Jede Partie beginnt bei 0:0."

Viertes Double en suite oder erster Erfolg seit 1995

Rapid kennt den Cup eigentlich nur noch vom Wegschauen, 1995 wurde der letzte Pokal gestemmt. Peter Guggi, von dem einige aus dem aktuellen Kader nie gehört haben, erzielte das 1:0 gegen Leoben. Salzburg wiederum weiß gar nicht mehr, wie Fußball ohne Cupsieg funktioniert. Die Bullen streben das vierte Double hintereinander an, sie sind seit 23 Cuppartien ungeschlagen. Es wäre eine historische Tat, Trainer Oscar Garcia versicherte, "dass wir alles unternehmen werden".

Djuricin hofft auf keinen Filmriss. Er nimmt die Rolle des krassen Außenseiters gern an, "weil sie egal ist". Über die Qualitäten des Gegners ist er sich bewusst. "Salzburg steht auch wirtschaftlich über allen. Sie haben Spieler, die wie Maschinen sind. Und sie schaffen es permanent, aus guten Spielern Topspieler zu machen. Respekt." Trotzdem sei Rapid in der Lage, von zehn Duellen ungefähr zwei zu gewinnen. Im konkreten Fall würde eines reichen.

Oscar Garcia überlässt Rapid den "Druck", womit der Spanier recht hat. Der Titel wäre gleichbedeutend mit der Teilnahme an der Europa League. Siegt Salzburg, ergötzt sich Altach, der Viertplatzierte in der Bundesliga, an Europa. Djuricin: "Es ist das Match des Jahres. Wir haben Hunger, der Cupsieg wär eine Krönung. Oder auch die Rettung einer schwachen Saison." Obwohl unter seinen Fittichen ein Punkteschnitt von 2,0 glückte, "entsprach Rang fünf nicht im Geringsten unseren Ansprüchen". Eine großartige Saisonplanung bleibt Djuricin erspart, praktisch alle Spieler haben langfristige Verträge. "Die Qualität passt schon, es wird das Jahr der zweiten Chance werden. Der Cupsieg würde ein bis zwei Transfers ermöglichen."

Wesentlich mehr Rapid-Fans in Klagenfurt

Der Matchplan gegen Salzburg steht, wobei natürliche Grenzen gesetzt sind. Der Meister tat sich heuer ausschließlich gegen Mattersburg schwer, die Burgenländer stellen die größte Mannschaft im Lande, das sind richtige Pfosten. Rapid, eher kleingewachsen, muss es irgendwie spielerisch lösen. Es werden rund 20.000 Zuschauer im Wörthersee-Stadion erwartet, aus Salzburg kommen nur 1.500 Fans, der große Rest ist Rapid zugetan. Djuricin erfüllt das mit Demut. "Diese anhaltende Zuneigung ist ein Wahnsinn."

Der Wörthersee ist eine perfekte Filmkulisse (zumindest gewesen). Djuricin weiß das. "Es ist die schnellste Zeit meines Lebens. Arbeiten, trainieren, motivieren, regenerieren, analysieren. Ich genieße alles, bin neugierig, beantworte gern Fragen." Salzburg reduziert das Budget übrigens um 20 Prozent. Konrad Laimer, der Spieler des Jahres, wird wohl nach Leipzig wechseln. Oscar Garcia glaubt, "dass wir weiter für Furore sorgen". Der Cupsieg für Rapid wäre, sagt Djuricin, "großes Kino". (Christian Hackl, 31.5.2017)

ÖFB-Cup-Finale, Donnerstag

SK Rapid Wien – FC Red Bull Salzburg
Wörtherseestadion Klagenfurt, 20.30 Uhr, live ORF 1, SR Hameter

Mögliche Aufstellungen:

Rapid: Knoflach – Pavelic, Schösswendter, Dibon, Schrammel – Auer, Schwab – Thurnwald, Schaub, Murg – Joelinton

Ersatz: Strebinger – Sonnleitner, Wöber, Kuen, Szanto, Traustason, S. Hofmann, Jelic

Es fehlen: Kvilitaia (Adduktorenverletzung), M. Hofmann (Knöchel), Mocinic, Schobesberger (beide im Aufbautraining)

Salzburg: C. Stankovic – Schwegler, Miranda, Wisdom, Ulmer – Lainer, Laimer, Samassekou, V. Berisha – Hwang, Wanderson

Ersatz: Walke – Caleta-Car, Stangl, Radosevic, C. Leitgeb, Haidara, Lazaro, Oberlin, Minamino

Es fehlen: X. Schlager, Rzatkowski (beide Sprunggelenk), Sörensen (Wade), Tetteh (nach Knieoperation)

Der Weg ins Finale:

Rapid:
1. Runde 3:1 (a) FC Karabakh
2. Runde 1:0 (a) Leobendorf
Achtelfinale 4:0 (a) Blau-Weiß Linz
Viertelfinale 3:1 (a) SKN St. Pölten
Halbfinale 2:1 (h) LASK

Salzburg:
1. Runde 3:1 (a) Vorwärts Steyr
2. Runde 7:1 (a) SC Mannsdorf
Achtelfinale 2:0 (h) FAC
Viertelfinale 2:1 n. V. (h) Kapfenberger SV
Halbfinale 5:0 (a) Admira

Torschützenliste:
Joao Victor (Kapfenberg) 7
Christoph Monschein (Admira) 6
Fabiano (LASK) 4
Takumi Minamino (Salzburg) 3