Es war schon länger erwartet worden, nun hat Android-Erfinder Andy Rubin sein neues Smartphone offiziell präsentiert. Das Essential Phone erfindet das Rad nicht neu, bringt aber einige ungewöhnliche Designänderungen auf den Markt.

Blockartiges Design

Das Smartphone folgt gewissen Trends und verweigert sich gleichzeitig anderen. Wie bei anderen aktuellen Android-Smartphones nimmt das Display zwar nahezu die komplette Frontseite ein, sodass nur ein sehr schmaler Rahmen bleibt. Das Essential verzichtet aber auf gebogene Kanten und fließende Formen wie etwa Samsung beim Galaxy S8. Zudem ist es sehr breit und blockartig, wie "The Verge" schreibt, das das Gerät näher begutachten konnte.

Aufgrund des sehr schmalen Gehäuserahmens fühle sich das Essential aber trotz eines 5,7 Zoll großen Displays nicht allzu massiv an. Der Titanrahmen sei gerade so minimal abgerundet, dass man sich nicht daran schneiden kann. Wie Samsung verbaut auch Essential den Fingerabdrucksensor auf der Rückseite. Im Vergleich zum Galaxy S8 sei er aber wesentlich leichter zu erreichen. Bei der Präsentation betonte das Unternehmen, dass die Kombination aus dem Titanrahmen und der Keramikrückseite besonders robust sei und das Gerät auch Stürze auf Beton aushalten soll.

Screenshot: Recode/Youtube

Bildschirm für Kamera ausgeschnitten

Ungewöhnlich ist auch die Gestaltung der Frontseite. Das Display reicht auch auf der Oberseite fast komplett bis zum Rahmen – nur für die Kamera gibt es eine Aussparung. Das sei laut "The Verge" gewöhnungsbedürftig, weil man ständig das Gefühl habe, dass dort wichtige Bildschirminhalte verdeckt werden könnten. An dieser Stelle würden unter Android aber so gut wie nie wichtige Symbole oder Benachrichtigungen angezeigt. Und Rubin betonte bei der Präsentation, dass auch die Wiedergabe von Filmen nicht beeinträchtigt werde.

Von anderen Smartphones unterscheidet sich das Modell auch in seiner Modularität, die besser gelöst ist als bei LGs geflopptem G5. Über ein magnetisches Dock auf der Rückseite kann Zubehör wie beispielsweise eine 360-Grad-Kamera angeschlossen werden. Derselbe Connector findet sich auch auf dem Smart Home Hub – Essential Home genannt – des Unternehmens. Welche Accessoires Essential auch in Zukunft auf den Markt bringt, alle sollen dazu kompatibel sein.

Home Hub mit offenem System

Als Betriebssystem kommt Android zum Einsatz, das von Essential auch nicht weiter angepasst wurde. Auf dem Home Hub läuft die neue Plattform Ambient OS, die ebenso wie Android Open Source ist. Aufgrund dieser Offenheit könnten in Zukunft auch die smarten Assistenten anderer Anbieter darauf laufen. Im Gegensatz zur Konkurrenz von Google und Amazon soll Essentials Smart-Home-Zentrale aus Datenschutzgründen die meisten Eingaben lokal verarbeiten. Zusätzlich zur Sprachsteuerung verfügt das Gerät über ein großes, rundes Display zur Anzeige und Bedienung.

Recode

Kein Smartphone für die breite Masse

Sollte Essential zu gut auf dem Markt ankommen, hat das Start-up allerdings ein Problem. Denn die eingesetzten Technologien und die Art der Produktion seien nicht auf Kapazitäten von 50 Millionen Geräten ausgelegt, wie Jason Keats, Head of Product Architecture, erklärte. "Wired" nennt das Gerät daher auch das "Anti-iPhone". Das Unternehmen wolle sich eher mit einem Luxusuhrenhersteller verglichen sehen. Essential möchte exklusiv wirken. Für die spezielle Fertigung des Titangehäuses etwa habe man lange nach einer passenden Firma gesucht und sie letztendlich in Deutschland gefunden.

Das neue Smartphone soll im Juni zunächst in den USA um 699 Dollar auf den Markt kommen. In Kombination mit der 360-Grad-Kamera kostet es 749 Dollar. Für den Home Hub hat das Unternehmen noch kein Verfügbarkeitsdatum und keinen Preis genannt. (br, 31.5.2017)