Neil Fallon von Clutch. Wo er hinbrüllt, wächst länger kein Gras nicht. Kommenden Montag bei "Rock in Vienna" zu erleben.

Foto: Christian Fischer

Wien – Silbermond, Deichkind, Großstadtgeflüster – da denkt der Mann in der Lederkluft jetzt nicht direkt an Rockmusik. Eher erscheint es ihm als Toleranzprüfung, solche Bands im Lineup eines Festivals zu finden, das sich Rock in Vienna nennt. Ist Wien dermaßen verweichlicht? Die Hauptstadt ein Voll-Lulu?

Die Häme im Netz – wo sonst? – war entsprechend, als das diese Woche startende Festival erste Einblicke in sein heuriges Programm gab. Zur Ehrenrettung muss man sagen, seit damals sind ein paar Bands dazugekommen, die den Titel doch noch rechtfertigen. Wiewohl das Programm die Not widerspiegelt, die Kommerzfestivals im Rockbereich hierzulande seit Jahren wie ein Makel anhaftet. Es handelt sich um die Wiederkehr des Immergleichen.

Insofern mag man Auftritte von Macklemore & Ryan Lewis oder House of Pain gutheißen, wenngleich HipHop auf einem Rockfestival doch als Themenverfehlung gelesen werden könnte. Macklemore & Ryan Lewis markieren den Hauptact des ersten Festivaltages am kommenden Freitag. Da treten auch House of Pain auf, Jump Around, wer sich dunkel an das Jahr 1992 erinnert.

Austragungsort ist die Wiener Donauinsel. Das ist der große Pluspunkt des Festivals. Man kann öffentlich an- und abreisen, und es steht einer Großstadt wie Wien gut an, so ein Festival zu veranstalten und nicht nur im jährlich wiederkehrenden Donauinselfest den Ambros Wolfe und andere Hauptmieter abzufeiern.

Wobei Auftritte von den Toten Hosen, Kings Of Leon oder pragmatisiert erscheinenden Festivalbeamten wie Beatsteaks keinen Anlass bieten, von frischem Wind zu sprechen. Doch das kann man vom anderen großen Rockfestival des Landes ebenfalls nicht behaupten. In zwei Wochen bietet das Nova Rock mit Linkin Park, Green Day, Blink-182 oder System Of A Down ebenfalls nur Wiederholungen in seinem Hauptabendprogramm.

Jeremie Generator

Immerhin zwei immer zu empfehlende Bands finden sich im Programm des Rock in Vienna. Monster Magnet (am Sonntag) und Clutch (am Montag). Dave Wyndorf ist der Chef von Monster Magnet. Er ist eine Naturgewalt, der in seiner Überzeichnung der Ironie immer Platz einräumt und auf herzhaften Alben wie Powertrip, God Says No oder Monolithic Baby! die Klischees des Genres erfüllt und überführt.

WackenTV

Clutch aus Germantown in Maryland, werden auf diesen Seiten bei jeder sich bietenden Gelegenheit gestreichelt. Ihr auf der Abrissbirne kredenzter Southern Rock überzeugt seit den frühen 1990ern. Angereichert um Elemente aus der Psychedelic und dem Blues schufen sie über die Jahre ihren eigenen Stil, dem das kontrollierte Genie des Tim Sult an der Gitarre wesentlich seinen Stempel aufdrückt. Allemal sehenswert. (flu, 30.5.2017)