Der Attentäter von Manchester war ein "ruhiger", "unauffälliger" junger Mann (Beschreibung durch die Nachbarn), der aber leider ein Problem mit jungen Mädchen und Frauen hatte, die sich sexy herrichten und das Konzert einer sexy hergerichteten Popsängerin besuchten. Das war in seiner Glaubenswelt "haram" (verboten) und musste daher mittels einer mit Nägeln und Schrauben gespickten Bombe mit dem Tode bestraft werden.

Die beeindruckend würdige Reaktion der Bewohner von Manchester auf diesen Massenmord an den eigenen Kindern ist die eine Sache. Auch die Reaktionen der Experten und der Sicherheitsbehörden – "hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben" – sind irgendwie einleuchtend.

Und doch bleibt ein unaufgelöster Rest, das nagende Gefühl, dass es damit nicht sein Bewenden haben kann. Die Wahrheit ist, dass der Feind in unserer Mitte lebt und dass er sich die Freiheit nimmt, nach Gutdünken Morde zu verüben. Immer und immer wieder.

Die liberalen westlichen Gesellschaften haben darauf bisher eine angemessene, demokratische und rechtsstaatliche Antwort gegeben. Das muss auch weiter so bleiben. Es ist auch gut, wenn mit einer würdigen Art der Trauer der eigene zivilisatorische Standard gezeigt wird.

Aber die Frage stellt sich, ob man jenseits der polizeilichen und geheimdienstlichen Maßnahmen und jenseits der Standhaftigkeit der Bürger nicht doch mehr tun kann und sollte.

Der Feind beruft sich auf eine Ermächtigung zur Gewalt, die man je nach Einstellung und Wissensstand als Pervertierung des Islam oder als dessen Substanz betrachten kann. Um zu Maßnahmen zu kommen, muss man sich da gar nicht entscheiden – es genügt, wenn man die unleugbare Tatsache betrachtet, dass es genügend Lehrer, Imame und sonstige geistige Führer in den europäischen muslimischen Communitys gibt, die diese Gewalt rechtfertigen und propagieren.

Diese Personen, die oft in direktem Machtverhältnis zu ausländischen muslimischen Regierungen stehen, betreiben psychologische Kriegsführung und Propagierung oder zumindest Verharmlosung der islamistisch begründeten Gewalt. Die offiziellen islamischen Verbände beschwichtigen da gerne, kehren die Wichtigkeit von "Dialogen" hervor und verurteilen sogar die diversen Anschläge, meist mit der Bemerkung, das habe mit dem wahren Islam nichts zu tun.

Das genügt nicht. Man kann das den Beschwichtigern nicht mehr durchgehen lassen, sondern muss von ihnen verlangen, dass sie viel mehr gegen die geistige Vorbereitung zum Terror tun. Die Behörden, die Politik, die Bürger – besonders die muslimischen – sind aufgefordert, genauer hinzusehen. Wo etwa eine private Imamschule einer religiös-nationalistischen Richtung errichtet werden soll, wie jetzt in Linz, muss man überprüfen und notfalls die Erlaubnis versagen.

Es sind die islamischen Parallelgesellschaften, die in Europa den Nährboden für den Terrorismus bilden. Die Aufgabe wird sein, ihre Ausbreitung einzuschränken und zurückzudrängen. (Hans Rauscher, 26.5.2017)