Der Proband "Bear M128" versuchte regelmäßig auf Bahngleisen sein Glück – diesmal offenbar vergeblich.

Foto: Niels de Nijs

Edmonton – Immer wieder sterben Grizzlybären durch Zugunfälle. Kanadische Forscher haben nun untersucht, was genau die Tiere auf die Gleise lockt. Ihre Studie in "Plos One" bestätigt die Vermutung, dass die Bären auf den Eisenbahnanlagen nach Futter suchen, zeigte aber eine überraschende Variation, worauf sie sich dabei spezialisierten: Im Herbst locken demnach vor allem verlorene Güter von Getreidetransporten, im Sommer Kadaver überfahrener Tiere.

Die Biologen um Maureen Murray statteten 21 Bären in kanadischen Nationalparks mit GPS-Halsbändern aus und verfolgten die Wege der Tiere über einen Zeitraum von zwei Jahren. Um ihre Ernährung zu rekonstruieren, führten sie zudem Isotopenanalysen der Haare durch und untersuchten hunderte Kothaufen.

Vermeidbares Risiko

Die GPS-Auswertung ergab, dass 19 der 21 Bären im Untersuchungszeitraum mindestens einmal Bahngleise aufsuchten, vier davon regelmäßig. Was sie dort trieben, ließ sich vor allem aus dem Kot herauslesen: Ausscheidungen in der Nähe der Bahngleise enthielten viel häufiger Getreidereste als sonst, aber auch mehr Spuren von Paarhufern.

Dabei zeigten sich saisonale Unterschiede: Im Herbst fanden die Forscher in 85 Prozent der Kothaufen in Bahnnähe Getreidereste, im Sommer nur in 14 Prozent. Dafür bestanden die Mahlzeiten im Sommer offenbar weitaus häufiger aus verunglücktem Wild. Um das Risiko für Zugunfälle zu reduzieren, empfehlen die Forscher, landwirtschaftliche Bahntransporte besser zu sichern und fordern Wildhüter auf, Kadaver von verunglückten Wildtieren zeitnah zu entfernen. Auf diese Weise ließen sich viele Unfälle vermeiden. (dare, 26.5.2017)