Auf den ersten Blick wirkt es nicht ungewöhnlich: Nach der Einnahme einer 200.000-Einwohner-Stadt durch IS-Kämpfer verhängt der Präsident in der Region das Kriegsrecht. Und tatsächlich hätten auch Staatschefs in anderen Teilen der Welt vielleicht nicht anders gehandelt als der philippinische Oberbefehlshaber Rodrigo Duterte. Und doch bleiben Fragen: Rechtfertigt der Kampf gegen rund hundert Militante wirklich die Einschränkung der Demokratie auf einer 21-Millionen-Einwohner-Insel?

Dazu gibt es Zweifel, wie stark die Kooperation zwischen der separatistisch-islamistischen Gruppe Maute und dem IS wirklich ist. Ihr Fädenzieher, Isnilon Hapilon, gilt tatsächlich als religiöser Hardliner. Doch viele Separatisten, die auf den Philippinen stark mit Kriminalität, Entführungen und Erpressung verwoben sind, hängen sich das IS-Logo vor allem um, weil sie so furchteinflößender wirken.

Duterte würde auch das in die Hände spielen. Der Verweis auf den Antiterrorkampf dient ihm nun als beeindruckendes Argument für ein Ziel, das er schon bisher aus anderen Gründen verfolgte: die Verhängung des Kriegsrechts im ganzen Land. Dass es ihm dabei nicht wirklich um den Kampf gegen den IS geht, macht schon die zeitliche Abfolge klar. Beteuerungen, dass er dennoch die Demokratie schützen werde, sind von einem Politiker, der die Ermordung von über 7000 angeblich Drogenabhängigen verantwortet, nur sehr schwer zu glauben. (Manuel Escher, 25.5.2017)