Ewa Placzynska erklärt die 23 möglichen Bedeutungen des Wiener Wortes "Oida".

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Die wundersame Aufmerksamkeitsspirale bringt es mit sich, dass von Zeit zu Zeit etwas so Banales wie ein "Oida" innerhalb weniger Tage hunderttausende Menschen erreicht. Freilich, es ist kein normales "Oida", nicht einmal nur ein "Oida": Es sind jene 23 möglichen Bedeutungen des Wiener Wortes, die die österreichisch-polnische Schauspielerin Ewa Placzynska exemplarisch und hochlustig in einem Video auf ihrer Facebook-Seite erklärt (etwa: "Ich bin verwirrt", "ich habe zu viel Schnitzel gegessen", "Hör auf, auf meine Brüste zu starren"). Aufbereitet als Minisprachkurs für nichtdeutschsprachige Wienbesucher und mehr als 23.000 Mal geteilt.

Das Rüstzeug für den Internethit bringt die 32-Jährige an allen Fronten mit: Die Schauspielerei lernte sie unter anderem am New Yorker Lee Strasberg Theatre and Film Institute; die Videoproduktion samt Licht und Schnitt ist Placzynska dank Stationen bei BBC, ATV und Puls-4-Vorgänger Puls TV nicht fremd. Und weil sie als Kind von ihrem Geburtsland Polen nach Wien übersiedelt ist, beherrscht sie den hiesigen Dialekt und kennt das Lebensgefühl – das sie im viralen Video geschickt überzeichnet, im Dirndl, zum Donauwalzer, mit 50er-Jahre-Tourismusplakat im Hintergrund.

Wirkte vor allem in Kurzfilmen mit

Nach dem Schulbesuch in Wien und dem Studium der Theaterwissenschaft an der Uni Wien wechselte Placzynska der Ausbildung wegen zuerst nach Paris (Université Sorbonne Nouvelle), dann nach New York, später der Liebe wegen ins kanadische Toronto. Dort wirkte sie vor allem in Kurzfilmen mit, verteilt über das weite Spektrum vom polnischen Immigrantendrama bis zum Dämonenhorror.

Ewa Placzynska

Wenngleich sie sich in Zukunft "sicher auch lustigen Dingen" widmen möchte, steht die Realisierung ihres eigenen Kurzfilms über eine Drogenabhängige auf dem Programm – das Drehbuch hat Placzynska schon geschrieben. Wenn das Angebot passt, ist eine Rückkehr nach Wien alles andere als ausgeschlossen.

Als sehr engagiert und mit Fähigkeit zur Selbstironie ausgestattet beschreiben Exkollegen aus Wien die Sechssprachige (Deutsch, Englisch, Polnisch und Französisch fließend, Spanisch und Russisch auf Konversationslevel). Bleibt die Frage, was das Multitalent aus dem "Oida"-Hype zu machen vermag – als Karrieresprungbrett war das Video ja nicht gedacht, wie sie sagt. Und selbst wenn es dabei bleibt: Bildungsauftrag erfüllt, Oida. (Sebastian Fellner, 23.5.2017)