Die Gebeine der 47 Gefallenen wurden 2015 freigelegt.

Foto: APA/dpa-Zentralbild/Jan Woitas

Wien/Krems – Die Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 war eine der zentralen Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Dabei standen einander rund 19.000 Soldaten der schwedischen Armee und zunächst 17.000 Männer der kaiserlichen Truppe der Habsburger unter dem Befehl Wallensteins gegenüber. Mittags begann die Schlacht – am Abend waren, je nach historischer Quelle, 6.000 bis 9.000 Männer tot, darunter auch der schwedische König Gustav II Adolf.

Die Skelette von 47 Opfern ohne Rang und Namen wurden im Jahr 2011 in einem Massengrab nahe Lützen in Sachsen-Anhalt gefunden. Der Jüngste in dem Massengrab ist als etwa 15-jähriger Bursch gestorben, der Älteste als Mann um die 50. Ein deutsch-österreichisches Forscherteam hat nun die Gebeine genauer untersucht, die Studie ist im Fachblatt "Plos One" erschienen.

Tod nach Vorschrift

Das Team um Nicole Nicklisch und Kurt Alt, die beide an der Danube Private University Krems sowie dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt forschen, hat die Todesursachen dieser Söldner und Soldaten anhand von deren Knochenwunden festgestellt. "Wir fanden einen hohen Anteil an Schussverletzungen, viele davon waren an den Schädeln", so Nicklisch. In einer zeitgenössischen Quelle, einem Heftchen als Anleitung für Soldaten, wurde empfohlen, vorwiegend auf den Kopf und die linke Brust zu zielen. "Das wurde hier anscheinend erschreckend gut umgesetzt", so die Forscherin.

Die meisten Verletzungen an den Skeletten befinden sich vorne seitlich, was wiederum zeige, dass die Männer nicht auf der Flucht waren, sondern frontal angegriffen wurden. Die Kugeln, die noch in den Knochen steckten, stammten hauptsächlich von Karabinern und wurden aus der Nähe abgefeuert. "Karabiner sind eine typische Waffe der berittenen Einheiten, offensichtlich kam der Beschuss also von einer Kavallerie-Einheit, die in eine Infanterie-Division geprescht ist", sagte Nicklisch.

Dass die Opfer großteils Fußsoldaten waren und der schwedischen Truppe angehörten, die Angreifer hingegen zur kaiserlichen Armee, sei aus anderen Untersuchungen, historischen Aufzeichnungen und archäologischen Rekonstruktionen zu vermuten.

Weitere Verletzungen

Die Forscher fanden an den Skeletten auch einige unverheilte Wunden durch scharfe Waffen und stumpfe Gewalt, diese waren aber viel seltener als Schussverletzungen. Einige der Männer starben also im unmittelbaren Nahkampf durch Dolchstiche und Hiebe mit Hellebarden, Säbeln und Schwertern. Andere bekamen wahrscheinlich per Schwertgriff oder Gewehrkolben tödliche Schläge gegen den Kopf.

Zahlreiche Vorverletzungen, also gut verheilte Wunden, bei den Männern deuten auf ein Leben voller Gewalt hin, so die Forscherin weiter. Obwohl die meisten von ihnen noch jung waren, hatten sie sich also offensichtlich schon einige Zeit als Söldner und Soldaten verdingt. (APA, red, 24. 5. 2017)