Als Brandweinpoet der logische Erbe der Wiener Mieselsucht, unter besonderer Berücksichtigung von Kurt Sowinetz: Voodoo Jürgens.


Foto: Heribert Corn

Wien – Im Hochland würde man von einem Almauftrieb reden. Die Jahreszeit wäre passend, allein das mit der Seehöhe haut nicht hin. Nennen wir es also einfach Festival. Am kommenden Samstag tritt unter dem Titel C'est la Mü ein gutes Dutzend Bands auf, dazu etwa noch einmal so viele Unterhalter mit einem Mix aus Literatur, Kabarett und Familienfreundlichkeit.

Das rätselhafte "Mü" im Titel erklärt sich durch die Abkürzung des Wortes Mühle. C'est la Mü wird in der Cselley-Mühle im burgenländischen Oslip ausgetragen. Wer den Spielort kennt, weiß: Dort gibt es viele Möglichkeiten, Unterhaltung zu präsentieren, von der Dachkammer bis zum Stadl. Musikalisch wurde die Folkrockerin Wallis Bird als Haupt-Act auserkoren. Heimischer Star ist Voodoo Jürgens. Der singende Brandweinpoet wird spät und in einer seiner Kunst entsprechenden Schräglage den Stadl bespielen.

Da ist jenes Publikum längst in der Heia, das wegen Matthäus Bär anreist. Der Kinderrockstar tritt nachmittags im Garten auf. Dort findet auch eine Lesung von Dirk Stermann statt, jenem Deutschen, der mit Christoph Grissemann wöchentlich Österreich willkommen heißt. Er wird aus seinem Buch Der Junge bekommt das Gute zuletzt vorlesen. Das Gag-sichere Duo Gebrüder Moped lädt zu einem Best-of-Programm im Kellertheater der Anlage, Haipel und Knötzl, ebenfalls Vertreter der kleinen Kunst, bitten auf die Galerie. Dort tritt spät der Steirer Paul Plut auf. Er präsentiert eine schroff-alpine Version des afroamerikanischen Gospels, klassische Erlösungsmusik für sündige Almbewohner, die im Flachland sicher ebenso reüssieren wird wie oben auf dem Berg.

Schattseitiges kommt von Rachel Sermanni. Die Schottin schlurft durch Noir-Balladen, was ihr Vergleiche mit Joni Mitchell eingebracht hat. Und natürlich ist ein Platzhirsch zugegen: Bo Candy und seine Broken Hearts. Der betreibt das Studio in der Cselley-Mü und kanalisiert dort seine Fantasien bezüglich des US-Südens in Qualitätsmusik. (Karl Fluch, 23.5.2017)