"Amerika ist wieder da!", rief Israels Staatspräsident Reuven Rivlin begeistert aus, als er sich am Montag in seinem Amtssitz in Jerusalem gemeinsam mit Donald Trump der Presse stellte. Gemeint war damit, dass die Israelis – so seltsam und unberechenbar sie den neuen US-Präsidenten auch finden – auf mehr Präsenz der USA in der Region hoffen, während sie sich von seinem Vorgänger Barack Obama im Stich gelassen gefühlt hatten.
Der US-Präsident entsprach den Erwartungen und schoss sich sofort wieder, wie schon am Vortag in Riad, auf den Iran ein, "der den Terrorismus sponsert und finanziert und furchtbare Gewalt anfacht. Nicht nur hier, sondern in der ganzen Welt."
Als unpolitische symbolische Gesten am ersten Tag von Trumps nur für 28 Stunden geplanten Aufenthalt in Jerusalem und Bethlehem waren Besuche in der Jerusalemer Grabeskirche und an der Klagemauer gedacht, wo Trump nach jüdischer Tradition ein schwarzes Käppchen auf dem Kopf tragend einen Wunschzettel in eine Mauerritze steckte.
Ein Leitmotiv von Trumps erster Auslandsreise als Präsident ist ja die Annäherung an die monotheistischen Religionen. Dass insbesondere der Besuch der Klagemauer, der erste überhaupt eines US-Präsidenten, als "privat" definiert war, stellte aber doch wieder eine politische Aussage dar. Israels Premier Benjamin Netanjahu hätte ihn dabei gerne begleitet, und mit dem gemeinsamen Foto vor dem höchsten jüdischen Heiligtum hätten beide beim israelischen Publikum gepunktet.
Doch Trump hätte damit indirekt Israels Souveränität in Ostjerusalem anerkannt, was er wohl vermeiden wollte. Die israelische Führung muss darüber enttäuscht gewesen sein, verbiss sich aber natürlich jede Kritik.
"Zusammenarbeit stärken"
Trump versprach jedenfalls, "unsere Zusammenarbeit zu stärken, da Israel und die USA sich gemeinsamen Bedrohungen gegenübersehen, vom IS und anderen Terrorgruppen bis hin zu Ländern wie dem Iran". Ganz deutlich steuerte er dabei in die Richtung einer möglichen Koalition zwischen Israel und arabischen Verbündeten der USA. "Ihre arabischen Nachbarn", sagte Trump an die Adresse der Israelis, "sind sich immer stärker dessen bewusst, dass sie bei der Bedrohung, die der Iran darstellt, mit Ihnen ein gemeinsames Interesse haben." Auf dieser Basis könnte man auch "Frieden zwischen Israel und den Palästinensern" anstreben.
Noch bei der Begrüßung auf dem Flugfeld hatte Netanjahu zu Trump gesagt: "Israels Hand ist in Frieden ausgestreckt in Richtung aller unserer Nachbarn, einschließlich den Palästinensern." – "Sie sind soeben von Riad nach Tel Aviv geflogen", fügte Netanjahu hinzu: "Ich hoffe, dass eines Tages ein israelischer Premierminister von Tel Aviv nach Riad fliegen können wird." Am Abend sollten Trump und Netanjahu zu einem politischen Gespräch zusammentreffen. Dienstagvormittag wird Trump im nahen Bethlehem von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas empfangen.
Trump zu Geheimdienstquelle "Israel nie erwähnt"
Für Erstaunen sorgte dann bei Netanjahu aber eine Aussage Trumps zur Affäre rund um seinen angeblichen Geheimnisverrat an Russland. Er habe "Israel nie erwähnt", sagte er bei einem Termin mit Fotografen. Das dürfte die Gastgeber nicht freuen, denn bisher war zwar im Gespräch, Israel könnte die Quelle für geheimdienstliche Informationen über Anschlagspläne des IS gewesen sein, die Trump beim Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow ausplauderte – eine Bestätigung gab es freilich dafür bisher nicht.
"Ich habe niemals das Wort oder den Namen Israel erwähnt, niemals während dieser Unterredung erwähnt", antwortete Trump bei einem Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu am Montag in Jerusalem auf Journalistenfragen. "Sie alle sagen, dass ich das getan habe, also liegt ihr bei einer weiteren Geschichte falsch. Ich habe das Wort Israel nie erwähnt." (seg, dpa, 22.5.2017)