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Die ÖBB gibt das Fernbus-Geschäft an den deutschen Konkurrenten ab.

Foto: Reuters/Stefanie Loos

Wien – Der ÖBB-Fernbus ist bald Geschichte. Nicht sofort, aber – wie der STANDARD exklusiv berichtete – ab August übernimmt Marktführer Flixbus die Busverbindungen des im Juli 2016 gestarteten Hellö-Busdienstes und sorgt für die Akquirierung von Passagieren. Das wurde Freitagabend fixiert und sogleich von einer außertourlichen ÖBB-Aufsichtsratssitzung abgesegnet. Unterschrieben wurde der Pakt mit dem Münchner Flixbus am Montag.

Auf ihren 28 geleasten Hellö-Reisebussen bleibt die Bahn nicht sitzen. Sie gehen nicht an die mit ihrem Online-Buchungsnetzwerk zum europaweiten Anbieter aufgestiegenen Flixbus-Bayern. Die Mercedes-Busflotte fährt laut STANDARD-Recherchen künftig unter Blaguss-Flagge. Das bestätigt Thomas Blaguss, Geschäftsführer des gleichnamigen Busunternehmens: "Blaguss übernimmt im Rahmen der Transaktion 16 Busse und die operative Durchführung." Blaguss und Flixbus arbeiten, wie berichtet, an der Expansion in Zentral- und Osteuropa (CEE). "Da liegt es auf der Hand, Busse zu übernehmen und auch für eine Verdichtung und Erweiterung des Fahrplannetzes zu sorgen", skizziert Blaguss das Ziel der Reise. Auch Busfahrer sind dem ÖBB-Konkurrenten willkommen, sie können zu Blaguss wechseln. Oder bei der ÖBB bleiben, in dem Fall beim ÖBB-Postbus.

Alternative zum Auto

Ab August fahren die Hellö-Busse im Flixbus-Streckennetz, dessen Verbindungen künftig auch unter wegfinder.at buchbar sind, wie Flixbus-Gründer und Geschäftsführer Jochen Engert in Aussicht stellt. Gemeinsam biete man Reisenden in Österreich eine noch attraktivere Alternative zum eigenen Auto."

Geändert wird auch der Abfahrtsort der Flixbusse in Wien. Da die ÖBB unbedingt vermeiden wollte, dass Flixbusse vom Wiener Hauptbahnhof abfahren – das blieb nur ihren Hellö-Bussen vorbehalten -, starteten die Omnibusse der Flixbus-Partner Blaguss und Dr. Richard vom Busbahnhof bei der U-Bahn-Station Erdberg. Dorthin werden nun auch die Hellö-Busse transferiert, sodass es für europäische Städte-Verbindungen in der Bundeshauptstadt künftig einen einheitlichen Abfahrtsort gibt, wie die involvierten Partner auf Anfrage des STANDARD bestätigten.

Geheimnis um Verluste

Ein Geheimnis blieben am Montag einmal mehr die Anlaufverluste, die Hellö produzierte, und auf denen die Bundesbahn nun sitzen bleibt. Sie werden von Mitgliedern des Verhandlungsteams auf sechs bis acht Millionen Euro im Rumpfjahr 2016 taxiert. Andere Quellen sprechen von elf Millionen Euro im ersten Jahr seit Aufnahme des Hellö-Vollbetriebs am 14. Juli 2016. In der Ende April präsentierten ÖBB-Konzernbilanz findet sich dazu kein Wort. "Hellö wird ... sowohl die bisher etablierten Linien optimieren (verbesserte Abfahrts- und Ankunftszeiten sowie gegebenenfalls Verdichtung der Verkehre) als auch weitere Optionen prüfen", heißt es auf Seite 91 lapidar. (Luise Ungerboeck, 23.5.2017)