Wien – In der Causa Österreichischer Integrationsfonds (ÖIF) werten die Ermittler noch ihre Funde aus den Hausdurchsuchungen aus. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) erhebt den Vorwurf, der ÖIF habe Immobilien zu billig an Nahestehende verkauft – ein Beschuldigter hat gestanden, Scheinanbote erstellt zu haben. In der Strafsache gibt es 13 Beschuldigte, es gilt die Unschuldsvermutung.

Laut seiner Aussage von März habe er den ÖIF-Chef nicht gekannt, nur ein Mal mit ihm telefoniert. Sein Kontaktmann war sein früherer Kurzzeitchef F., der ÖIF-Hausverwalter. Als er ein Gutachten für ein Paket von 70 Wohnungen fertiggestellt hatte, habe ihn der ÖIF-Geschäftsführer telefonisch gefragt, "was herausgekommen ist. Ich sagte: 830.000 Euro. Er antwortete: Ah, doch so viel. ... Dieses ,Ah, doch so viel‘ hat sich bei mir total eingeprägt". Zur Einordnung: Das Paket wurde um 876.500 Euro verkauft – an die spätere Frau von F. Der Rechnungshof errechnete einen Wert von 1,5 Millionen Euro.

Hausverwalter soll Schlüsselrolle gespielt haben

Erfahrung im Begutachten hatte der Geständige, der den Kronzeugenstatus anstrebt, nicht, aber: "F. hat mir die Angst genommen, ich solle mir keine Sorgen machen Das Paket sei maximal 700.000Euro wert." Zudem habe man ihm versprochen, dass "ein anderer Gutachter mein Gutachten überprüfen wird". (Das geschah aber nicht.) Wie viele von den Wohnungen er sah? Drei, denn "das war die Vorgaben".

Böses hat der Geständige gemäß seiner Aussage nicht geahnt, auch nicht bei den Scheinangeboten, die er auf Veranlassung des Hausverwalters abgegeben habe. Er habe "nur Angst gehabt, dass ich das dann auch kaufen muss." Den Text für die Anbote habe ihm F. vorgegeben, mit der Anmerkung: "Drucken Sie das auf Ihrem Briefpapier ... schicken Sie das Angebot.". Wofür er geboten habe, habe er nicht gewusst. Aus dem Einvernahmeprotokoll: "Ich kann nicht einmal sagen, was das war. Keine Ahnung." (Renate Graber, 20.5.2017)