Das Siegerprojekt für die ersten "neuen" Gemeindewohnungen in der Fontanastraße wurde Anfang 2016 präsentiert. Derzeit ...

Visualisierung: NMPB Architekten

... ist der ehemalige Standort der AUA-Zentrale in Oberlaa im 10. Wiener Bezirk (Favoriten) aber noch eine sogenannte Gstätten.

Foto: Putschögl

Die Garagenanlage am Handelskai soll abgerissen werden, an dem Standort sollen 200 Gemeindewohnungen errichtet werden.

Foto: Putschögl

"Wien baut wieder Gemeindewohnungen", das war der große Knüller der Wiener SPÖ, verkündet von Bürgermeister Michael Häupl im Februar 2015 mit Blick auf die Gemeinderatswahlen im Herbst. Bis 2020 könnten 2000 "neue" Gemeindewohnungen errichtet werden, so Häupl damals. 25 Millionen Euro wurden dafür reserviert, und auch sonst ging alles recht schnell: Im April 2015 wurde die Wiener Gemeindewohnungs Entwicklungsgesellschaft m.b.H. (WGEG) als Tochter der beiden städtischen Unternehmen Gesiba (51 Prozent) und Wiener Wohnen (49 Prozent) gegründet, im Mai die Wiener Gemeindewohnungs Baugesellschaft m.b.H. (WIGEBA) als 100-Prozent-Tochter der WGEG.

Auch der Ort, an dem die ersten "neuen" Gemeindewohnungen entstehen sollten, wurde damals von Häupl bekanntgegeben, nämlich die Liegenschaft mit der Adresse Fontanastraße 1 in Oberlaa (Wien-Favoriten), wo sich bis 2012 die Zentrale der AUA befand. Diese wurde abgerissen, die Gesiba hatte schon zuvor das Grundstück erworben. Schon Ende März 2015 wurden im Gemeinderat die Flächenwidmungs- und Bebauungsbestimmungen beschlossen.

Von 2000 auf 4000

Ein knappes Jahr nach Bekanntgabe der Pläne, Anfang Februar 2016, präsentierten Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig auch bereits das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs für die Fontanastraße 1. Es stammt von NMPB Architekten und folgt mit drei Höfen dem Prinzip "Luft, Licht, Sonne" des Gemeindebaus des "Roten Wien" der Ersten Republik. Der Baustart solle noch 2016 erfolgen, hieß es damals. Geplante Fertigstellung der 120 Wohnungen: "Herbst 2018".

Im Dezember 2016 nannte Ludwig dann plötzlich auch noch einen neuen Zielwert: Nicht 2000, sondern gleich 4000 "neue" Gemeindewohnungen sollten bis 2020 "auf den Weg gebracht" werden.

Kein Bagger zu sehen

Aktuell ist auf dem Baufeld zwei der Fontanastraße 1 aber noch kein Bagger zu sehen. Laut Gesiba-Chef Ewald Kirschner – er ist auch Chef von WGEG und WIGEBA – liegt das großteils an der komplizierten Abstimmung mit den anderen Bauträgern (nur eines der sechs Baufelder wird von der Gesiba bebaut), etwa über die gemeinsame Tiefgarage. "Im Frühherbst" sollte es aber losgehen, sagt Kirschner dem Standard, im Herbst 2019 werde man fertig sein.

Wenn man aber schon für das erste Projekt zweieinhalb Jahre bis zum Baustart benötigt – ist dann das Ziel von 4000 Wohnungen bis 2020 realistisch?

"Die 2000 werden wir auf jeden Fall schaffen", gibt sich Kirschner zuversichtlich. Und man werde sich bemühen, auch das "politische Ziel" von 4000 Einheiten zu erreichen. Als er von Ludwigs Verdoppelung erfuhr, habe er aber doch "schlucken müssen", wie er zugibt.

Mehr als zwei Dutzend Liegenschaften im Auge

25 bis 30 Liegenschaften hat man derzeit in Bearbeitung. Am Handelskai 214 soll eine Garage, die zu einem Gemeindebau aus den 1970er-Jahren gehört, abgerissen, neu gebaut und mit 200 Wohnungen überbaut werden. Als "realistischen" Baubeginn nennt Kirschner hier den Herbst 2018. Auch in der Stumpergasse 56 im 6. Bezirk, dem ehemaligen Sitz des IHS, wo 60 Wohneinheiten entstehen sollen, wird es noch dauern – auch hier ist eine Umwidmung nötig. Abrisse oder Umwidmungen verlangsamen die Prozesse, mit "parallel laufenden Verfahren" – Wettbewerbe neben laufenden Flächenwidmungsverfahren – will man dem entgegenwirken. Als weitere in Arbeit befindliche Standorte nennt Kirschner u. a. das Seebogen-Quartier in der Seestadt Aspern und das Projekt Berresgasse (22. Bezirk), das Areal des Gaswerks Leopoldau (21.), den Eisring Süd (10.) und den "Wildgarten" (12.).

Für den Bau der "neuen" Gemeindewohnungen sucht die WGEG übrigens um Wohnbauförderung an. Der Unterschied zu einem "normalen" geförderten Wohnbau besteht bloß im Entfall der Eigenmittel sowie darin, dass die Wohnungen maximal 7,50 Euro brutto je Quadratmeter und Monat kosten dürfen. Um dies zu erreichen, was laut Kirschner "schwer genug" sei, gibt es einen nicht rückzahlbaren Sonderzuschuss in Höhe von 260 Euro je Quadratmeter. (Martin Putschögl, 21.5.2017)