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Salvador Sobral (27) siegte beim Song Contest in Kiew.

Foto: AP / Efrem Lukatsky
Eurovision Song Contest

Jetzt hat der doch glatt "den Schas" (Andi Knoll einst nach Conchitas Sieg) gewonnen, dabei ist er das personifizierte Gegenprogramm zum knallbunten Spektakel. Und in seiner Dankesrede hat Salvador Sobral denn auch leise Skepsis geäußert an der Veranstaltung und angemahnt, dass Musik doch mehr sein kann und soll als "Fastfood" und "Feuerwerk". Das hat der Portugiese mit dem Siegerlied Amar Pelos Dois auch bewiesen.

Seine Schwester Luísa Sobral hat die Nummer geschrieben: einen langsamen Walzer, eine Jazzballade – gesungen im Stile Chet Bakers, des großen Vorbilds von Sobral. Der 27-Jährige singt und ringt in diesem Lied um eine verlorene Geliebte: "Wenn jemand nach mir fragt eines Tages, dann sag, dass ich lebte, um dich zu lieben." Keine große Lichtshow, keine Spezialeffekte, nur etwas Klavier, wärmende Streicher und die sanfte Stimme von Sobral: Mehr hat es nicht gebraucht, um die europäischen Gemüter zu rühren. Sowohl von den Fachjurys wie auch vom Publikum bekam Sobral die meisten Punkte und siegte damit deutlich. Nur der bulgarische Youngster Kristian Kostov kam ihm bis auf 143 Punkte nahe.

Musik statt Psychologiestudium

Salvador Vilar Braamcamp Sobral wurde 1989 in Lissabon geboren und stammt aus einer alten portugiesischen Adelsfamilie. Über eine Nebenlinie des Hauses Oldenburg ist er angeblich sogar mit Karl I. von Hohenzollern verwandt.

Als 19-Jähriger nahm Sobral jedenfalls an der Castingshow "Idolos" teil, der portugiesischen Ausgabe von Deutschland sucht den Superstar. Dort wurde er Siebenter. Ein in Lissabon begonnenes Psychologiestudium brach Sobral ab, die Musik, der Jazz fesselten ihn mehr. Nach einer USA-Reise studierte er in Barcelona Jazz, im letzten Jahr erschien sein Debütalbum Excuse Me. "Excuse me, if I'm not like them", singt er da in zarter Manier, es klingt im Nachhinein wie eine Entschuldigung für seinen Auftritt im Umfeld des Song Contest. Seine Schwester hat für dieses Album einen Song komponiert, und Luísa Sobral vertrat ihren Bruder auch bei Proben in Kiew, weil dieser aus gesundheitlichen Gründen noch nicht anreisen konnte.

Ihr Bruder brauche ein medizinisches Team für seine Betreuung, meinte Luísa Sobral dazu. Fragen zu einer Herzerkrankung weicht der Portugiese oft aus. Mit Luísa interpretierte Salvador Sobral nach dem Gewinn des ESC das Siegerlied im Duett und sang sich damit noch einmal in die Herzen der Zuseher. (Stefan Ender, 15.5.2017)