Wien – Die tiefen durchdringenden Laute, die Alligatoren im Süden der USA von sich geben, gehen durch Mark und Bein. Doch haben die Rufe, die "bellows" genannt werden, auch eine Funktion in der innerartlichen Kommunikation?
Tecumseh Fitch vom Department für Kognitionsbiologie der Uni Wien, der in den letzten Jahren die Lauterzeugung bei verschiedenen Tierarten untersuchte, ist dieser Frage gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Stephan Reber und US-Kollegen nachgegangen und hat eine nicht ganz überraschende Entdeckung gemacht.
Die Alligatoren vermitteln Artgenossen die eigene Körpergröße, was Konkurrenten abschrecken und Weibchen beeindrucken soll. Und auf die Größe kommt es bei den Alligatoren sehr wohl an: Weibchen akzeptieren meist nur Partner, die länger sind, als sie selbst, und je größer das Tiere, desto größer seine Chancen bei Kämpfen ums Territorium.
Resonanz als Größenindikator
Überraschend war freilich die akustische Vermittlungsform, wie die Forscher im Fachblatt "Scientific Reports" berichten: Die Frequenzen der Laute, die durch die Stimmbänder erzeugt werden, korrelierten nämlich kaum mit der Körpergröße. Die Resonanzen indes, die von der Länge des Vokaltrakts abhängen, waren ein fast perfekter Größenindikator, wie Vermessungen von 43 Alligatoren der St. Augustine Alligator Farm in Florida ergab.
Diesen Zusammenhang hatte Fitch bereits bei früheren Arbeiten über Vögel entdeckt. Und da Krokodile enge Verwandte der Dinosaurier sind, könnten auch schon die Dinos vor mehr als 65 Millionen Jahren ihre Dimensionen per "Grummeln" vermittelt haben. Man will eher nicht wissen, wie das geklungen hat. (tasch, 13.5.2017)