Ein starker Desktoprechner ist klobig und passt am besten unter den Tisch. Eine Konsole hingegen ist vergleichsweise klein und eine schmucke Ergänzung zum Fernseher im Wohnzimmer. Der Gaming-PC braucht einen "Auskenner", der ihn konfiguriert, die Konsole kommt fix und fertig daher und muss bloß eingeschalten werden. Bekannte Klischees, in deren Kern aber auch etwas Wahrheit steckt.

Immer wieder versuchen Computerhersteller, sich mit ihren Spielerechnern an die Konsolen anzunähern. Verschiedene Firmen haben es etwa mit "Steam Machines" für die gleichnamige Plattform von Valve versucht, das Unterfangen scheiterte aber unter anderem am geringen Interesse für die Linux-Distribution SteamOS.

Einen Mittelweg geht nun Corsair mit dem "One". Der vorkonfigurierte Rechner präsentiert sich kompakt, soll aber keine Abstriche bei der Leistung machen. Und er versteht sich auch nicht als direkter Ersatz für eine Konsole, sondern als Alternative für bekennende PC-Gamer, die einfach loslegen wollen.

Corsair

Kräftige Hardware

Mit 200 x 176 x 380 Millimeter nimmt sich der Corsair One angesichts seiner Ausstattung tatsächlich nur sehr wenig Platz, befindet man etwa bei The Verge. Im Inneren werkt ein Intel Core i7-7700 Quadcore-Prozessor, der flüssig gekühlt wird. Ihm stehen 16 GB DDR4-RAM (2.400 MHz) zur Seite. Dazu gibt es eine 240-GB-SSD und eine klassische Festplatte mit einem Terabyte an Speicherplatz. Angebunden sind die Komponenten über ein Z270-Mini-ITX-Motherboard, für die Stromversorgung sorgt ein 400-Watt-Netzteil.

Auf der Vorderseite findet sich ein USB 3-Port sowie ein für den VR-Einsatz gedachter HDMI-Anschluss. Mit der eingebauten Geforce GTX 1070 bringt er auch die Grafikleistung dafür mit. 2.100 Euro verlangt Corsair für das Paket. Weitere USB-Steckplätze sowie weitere Anschlüsse (5.1-Audio, Displayport, LAN) finden sich auf der Rückseite.

Wer weitere 500 Euro drauflegt, kann auch eine "Pro"-Ausgabe des PCs erwerben. Dafür gibt es doppelt so viel Speicherplatz (480 GB SSD, 2 TB HDD) und ein Upgrade auf die Geforce GTX 1080.

Foto: Corsair

Modular, aber...

Die integrierte Wasserkühlung ist auch notwendig, denn laut dem Test findet sich kaum ungenutzter Raum im Gehäuse – was für klassische Wärmeabfuhr über die Luft ein ernsthaftes Problem wäre. Der Aufbau ist aber modular gehalten, mit etwas Wissen und Geschick lassen sich Komponenten austauschen, auch wenn es nicht ganz so einfach ist, wie bei einem regulären Gehäuse. Allerdings nur, wenn man dafür die Garantie opfert.

Maße und das Design des durchdacht gestalteten Gehäuses machen den Corsair One laut The Verge zu einem Rechner, den man nicht nur ins Wohnzimmer, sondern ohne weiters auch auf den Bürotisch, statt darunter stellen kann. Steht das Gerät zu nah am Nutzer, kann das an sich leise Geräusch der Kühlung allerdings störend wirken.

Foto: Corsair

Gute Reserven

Angesichts der Ausstattung stellt sich natürlich die Frage, wie realistisch es ist, einen Austausch vornehmen zu müssen, ehe die zweijährige Gewährleistungsfrist endet. Sofern kein Bestandteil des Rechners den Geist aufgibt, sollten die Leistungsreserven gut genug sein, um auch 2019 noch aktuelle Games mit hohen Grafikeinstellungen zu spielen.

Denn die Leistungsgewinne aufeinanderfolgender Hardwaregenerationen werden tendenziell immer kleiner. Der Rechner verspricht flottes 4K-Gaming und bewältigt "Battlefield 1" mit maximalen Einstellungen in einer Auflösung von 3.440 x 1.440 Pixel bei stabilen 60 Bildern pro Sekunde.

Als Betriebssystem ist Windows 10 Home vorinstalliert. Corsair verzichtet dabei darauf, das System mit diverser Zusatzsoftware auszuliefern, die bei vielen Nutzern oft mehr für Frust, denn Freude sorgt.

Foto: Corsair

Powerzwerg zum Premiumpreis

Insgesamt zeigt sich der Corsair One demnach als kompaktes Kraftpaket mit guter Hardwarekomposition. Der Formfaktor hat aber auch seine Nachteile: Der Tausch von Komponenten ist zwar möglich, aber schwerer. Und er kann vom Nutzer nur unter Garantieverlust ausgeführt werden. Dazu sind die Upgrademöglichkeiten eingeschränkt.

Die flotte Leistung kommt zudem mit entsprechendem Preis. Mit 2.100 bzw. 2.600 Euro liegt der Corsair One als durchkonzipierte Fertiglösung preislich klar über Eigenbauvarianten mit vergleichbarer Hardware. Ein Gerät auf dem Niveau des Corsair One wäre in Eigenkonfiguration für etwa 1.300 bis 1.400 Euro umsetzbar. Interessenten müssen also den Vorteil der tendenziell besseren Komponentenabstimmung und kleineren Bauweise gegen den Aufpreis abwägen. (gpi, 18.05.2017)