Old Boys' Game fröhliches ÖVP-Obmann-Sägen: So, wie es ist, darf es nicht bleiben. Zumindest darüber ist man(n) einig.

Foto: Christian Fischer

Ist es sonst noch jemandem aufgefallen? In dem gesamten Schlamassel rund um den Rücktritt Reinhold Mitterlehners und die Frage, wen die ÖVP nun auf den Schild hebt, spielen Frauen keine Rolle. Null. Nicht einmal in den Spekulationen, wer Mitterlehner interimsmäßig beerben könnte.

Das liegt primär daran, dass die Personaldecke in der ÖVP ohnehin sehr dünn ist, dass es zudem wenige schwarze Spitzenpolitikerinnen gibt und dass andererseits Sebastian Kurz ganz klar der nächste schwarze Superstar ist – und sich alle maximal darauf konzentrieren, wie und wann der große Kampf mit dem roten und dem blauen Superstar beginnt.

Nicht zu beneiden

Nun soll hier kein Lamento darüber angestimmt werden, dass die bösen Buben die Mädchen wieder einmal nicht mitspielen lassen. Im Gegenteil: Sah man etwa jüngst das Auftreten der weiblichen SPÖ-Regierungsmitglieder, die im Chor mit ihren männlichen Kollegen den abwesenden Kurz fast gleichlautend als den bösen Geist dieser Regierung bezeichnen mussten, muss man niemanden um diesen Job beneiden.

Wer will sich schon im Schlammcatchen zwischen Kurz, Kern, Doskozil und Sobotka, unter zeitweilig höchst aktiver Beteiligung von Schelling, Lopatka und Schieder, Drozda und Mahrer, behaupten müssen? Wer will, auf der anderen Seite, in der Haut von Eva Glawischnig oder Maria Vassilakou stecken, denen die grünen Alphamänner bei jeder Gelegenheit in den Rücken fallen? Und schon gar: Wer wollte, einer Marine Le Pen gleich, sich gar mit Strache und Hofer um die blaue Poleposition duellieren?

Andere Sprache

Aber man muss die Frage stellen, warum es Frauen selten dorthin schaffen, wo die politische Luft ganz dünn ist, wo es, in der maximalen Zuspitzung, um die Aneignung und das Behalten von Macht geht. Abseits aller klugen Analysen über Qualifikationen, Karriereverläufe, Doppelbelastung, Vereinbarkeit gibt es auch eine simple Antwort: weil sie nicht dieselbe Sprache sprechen wie diese Männer.

Sieht man das Ringen der Alphatiere in den vergangenen Monaten an, führt man sich die gegenseitigen Attacken vor Augen, das Sich-in-den-Vordergrund-spielen um jeden Preis, die mangelnde Rücksichtnahme – kann man getrost sagen: Das ist nicht das Spiel der (meisten) Frauen. Natürlich gibt es Ausnahmen, welche die Regeln der Alphamänner übernommen und perfektioniert haben und sie sogar noch übertrumpfen – etwa Angela Merkel, an der sogar ein Kaliber wie Helmut Kohl zerschellt ist.

Überdruss der WählerInnen

Aber der Ansatz ist falsch: Es darf nicht darum gehen, dass Politikerinnen die besseren Politiker und die perfekteren "Ich-AGs" werden. Wenn so viel davon die Rede ist, dass es "den Leuten reicht", dass man "so nicht weitermachen kann", dass die "Menschen verdrossen sind von dieser Art der Politik", dann scheint bei den handelnden Personen zumindest ein Gefühl dafür durchgesickert zu sein, dass es genau diese Art von testosterondominiertem Politikergehabe ist, deren Wählerinnen und Wähler überdrüssig sind.

Diesen Überdruss können auch kurzzeitige hysterische Hypes um neue, fesche Kandidaten nicht wettmachen. Die Sehnsucht nach dem "Anderen" ist, siehe Emmanuel Macron, groß. Das kann bedeuten, dass es noch talentiertere Ich-AGs als bisher nach oben spült.

Es kann aber auch eine Chance sein. Die Parteienstrukturen, welche den immergleichen Mann als Führungsfigur hervorbringen, sind an den Ecken und Enden porös geworden. Das lässt Platz für andere Typen, die eine "andere" Form von Leadership zeigen können. Frauen und Männer. (Petra Stuiber, 11.5.2017)