Die Zukunft des Otto-Wagner-Areals ist seit Jahren umstritten.

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Die Wiener Neos wollen nun "einen Dialog anstoßen". Wie die Bürgerinitiativen sprechen auch sie sich für eine gemischte Nutzung aus.

Sie schlagen zudem vor, Hütteldorf und Ottakring mit einer Seilbahn zu verbinden. Haltestellen soll es am Steinhofareal und beim Wilhelminenspital geben.

Wien – Während im Osten des Steinhofareals in Wien-Penzing bereits die Bagger für die ersten 65 Wohneinheiten arbeiten, überlegt die Stadt nach wie vor, was mit der restlichen Fläche passieren soll, wenn das Otto-Wagner-Spital wie geplant bis zum Jahr 2025 aus den Pavillons ausgezogen ist.

Die Wiener Neos präsentierten am Mittwoch ihre Vorstellungen, um, wie Parteiobfrau Beate Meinl-Reisinger sagte, "einen Dialog anzustoßen": Neben einer gemischten Nutzung als Bildungs-, Tourismus-, Kultur- und Gesundheitsstandort soll das Areal auch besser an den öffentlichen Verkehr angebunden werden – mit einer Seilbahn, die von der U4-Station Hütteldorf mit Haltestellen entlang von Steinhof sowie beim Wilhelminenspital bis zur U3-Station Ottakring führen soll. Kostenpunkt: rund 70 Millionen Euro, rechnen die Neos vor.

Dass die Stadträtinnen Maria Vassilakou (Grüne) und Sandra Frauenberger (SPÖ) am Vortag überraschend bekannt gegeben hatten, dass die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) das Areal als Universitätsstandort nutzen wolle, interpretierte Meinl-Reisinger als "Panikreaktion" auf die Pressekonferenz der Neos.

Nachnutzung bisher ungewiss

Hintergrund ist, dass die Stadt seit Jahren über eine Nachnutzung diskutiert. Die Wiener Standortentwicklung GmbH (WSE) war am Ende eines Mediationsverfahrens – dem heftige Proteste gegen die Bebauung des Areals mit Wohnungen vorangegangen waren – beauftragt worden, ein Konzept zu erstellen. Dieses wurde nach zweijähriger Arbeit Ende 2016 fertiggestellt: So heißt es zumindest, denn es wurde, wie berichtet, bisher nicht veröffentlicht – und Vassilakou hatte es in einem STANDARD-Interview im März dieses Jahres in der Luft zerrissen: Es sei kein Konzept, sondern eine "Kostenkalkulation". Seitdem herrschte seitens der Stadt Funkstille, was die Zukunft der Steinhofgründe betrifft.

Die Gespräche mit der BIG würden schon "seit längerem" geführt, heißt es nun aus dem Büro Vassilakou zum STANDARD. Denn für eine Nachnutzung brauche es "Partner", die das Areal "füllen". Die BIG wolle eine Machbarkeitsstudie durchführen.

Dass das Steinhofareal für eine alleinige Nutzung als Universitäts- und Forschungsstandort zu groß wäre, wie etwa die Neos kritisierten, befürchtet man im Büro Vassilakou nicht. Standorte wie der Universitätscampus im Alten AKH in Wien-Alsergrund würden zeigen, dass eine Durchmischung möglich sei.

Zurückhaltung bei der BIG

In der Bundesimmobiliengesellschaft reagiert man auf den Stadt-Vorstoß allerdings zurückhaltend: Die Einladung, sich den Standort anzuschauen, sei überraschend in den letzten Wochen gekommen. Es werde deshalb noch nicht die Machbarkeit geprüft, sondern stehe man am Beginn der Gespräche. Man stelle "grundsätzliche Überlegungen" an, ob und welche Bildungseinrichtungen Interesse an dem Standort haben könnten.

"Spielt die Stadt auf Zeit und wartet auf den Verfall des Ensembles?", kommentierte dies die Bürgerinitiative "Steinhof gestalten" in einer Aussendung. Nach dem "erfolglosen" Konzept der WSE, "darf sich nun die BIG einarbeiten. Unterdessen verfallen Bauten", hieß es weiter. Die Bürgerinitiative befürchtet, dass die von Experten als historisch wertvoll erachteten und denkmalgeschützten Pavillons baufällig werden und abgerissen werden könnten, bevor sich jemand ihrer Restaurierung annimmt. (Christa Minkin, 11.5.2017)