St. Pölten – Marie Rötzer wartet in ihrer zweiten Saison als künstlerische Leiterin des Landestheaters Niederösterreich mit sechs Uraufführungen, darunter zwei internationalen Projekten, auf. 2017/2018 gehört die Bühne den "großen Dramatikern" – Klassikern wie Shakespeare, Büchner, Nestroy, Gogol und Kleist -, sowie Joseph Roth und den zeitgenössischen Theatermachern Arpad Schilling und Mokhallad Rasem.

Sie blicke auf eine erfolgreiche erste Spielzeit zurück, freute sich Rötzer bei der Spielplanpräsentation am Dienstag in St. Pölten über "wunderbare Resonanz" von Publikum und Presse auf ihr Programm. Rund 36.000 Besucher wurden bei 198 Vorstellungen registriert, der Abo-Anteil liegt bei 27 Prozent, die Auslastung betrug 89 Prozent, berichtete Geschäftsführerin Olivia Khalil.

Dem vorjährigen Motto "Die Welt ist groß" wurde auf der Programmbroschüre ein Fragezeichen hinzugefügt, Symbol dafür, dass die Welt unüberschaubarer und die Zeiten ungewisser werden, so Rötzer. Am Theater würden die unterschiedlichsten Perspektiven aufeinandertreffen, neue Ideen geprüft und gesellschaftliche Veränderungen transportiert.

"Dantons Tod" zum Auftakt

Georg Büchners Revolutionsdrama "Dantons Tod" in der Inszenierung der spanischen Regisseurin Alia Luque eröffnet die Saison am 15. September. Weiters am Programm finden sich u.a. "Romeo und Julia" von William Shakespeare unter der Regie von Sebastian Schug, Nestroys "Der Zerrissene" und "Der Revisor" von Nikolaj Gogol.

An Uraufführungen angekündigt wurden "Die Marquise von O. Auf der Suche nach dem 'Ach'", ein Monolog mit Katharina Knap nach Texten von Heinrich von Kleist (24. November), und ein prozesshaft entstehendes neues Theaterprojekt des ungarischen Regisseurs und Autors Arpad Schilling (1. Dezember). Weiters bringt der junge Regisseur Felix Hafner mit "Die Flucht ohne Ende" nach Joseph Roth die Geschichte eines in einem zerklüfteten Europa verlorenen Mannes auf die Bühne der Theaterwerkstatt (20. Jänner 2018). Dort steigt am 3. März in Koproduktion mit dem Toneelhuis Antwerpen und den Vereinigten Bühnen Bozen auch die Uraufführung von "Mother Song": Der irakische Regisseur Mokhallad Rasem stellt darin die Lebensgeschichten von Frauen im Pulverfass Naher Osten ins Zentrum.

Dylan für Kinder

Sehr am Herzen liegt der Intendantin auch das Kindertheater. Hier gibt es mit "Times Are Changing – Ein Klassenzimmerstück über das Leben und die Musik von Bob Dylan" eine weitere Uraufführung, das Programm reicht von "Anders" von Andreas Steinhöfel über "Die Geggis" von Mira Lobe bis Otfried Preußlers "Die kleine Hexe".

Zu Lesungen gastieren u.a. Tamara Metelka und Nicholas Ofczarek mit Thomas Bernhards "Der österreichische Staatspreis" in St. Pölten. Birgit Minichmayr wird aus dem Werk von Ingeborg Bachmann lesen. Das Lesefest "Blätterwirbel", Wiederaufnahmen und Gastspiele von Schauspielhäusern aus Hamburg, Zürich, Berlin und Hannover ergänzen die breite Programmpalette.

Das Partizipationsprojekt Bürgertheater setzt 2018 auf Peter Handkes 1992 uraufgeführtes "Die Stunde da wir nichts voneinander wussten". Die diesjährige Produktion "Wo bist du hin entwichen?" von Alfred Komarek – Premiere ist am Freitag – "wird großartig", meinte Rötzer. In Planung ist weiters ein "Zukunftsbüro", das für eine bestimmte Zeit an einem Ort in der Stadt errichtet werden soll und die Entwicklung menschlicher Beziehungen in allen Bereichen in den Blick nehmen wird. (APA, 10.5.2017)