"Naked Attraction" auf RTL 2.

Foto: rtl2

Es gab einmal eine Zeit, da kraulten sich in Datingshows fesch herausgeputzte Singles mit schelmischen Fragen gegenseitig das Goderl, bevor sie durch die charmante Vermittlung eines Rainhard Fendrich im Dolce-far-niente-Modus einander erstmals ansichtig wurden. "So, wer soll nun dein Herzblatt sein?"

Klar, dass ein Sender wie RTL 2, der schon damals lieber mit "Big Brother" und japanischen Animeserien brillierte, jetzt aber gegen Tinder, Onlineporno und Sextinggaudi gelinde gesagt verstaubt ausschaut, heute zwei, drei Schäuferln drauflegen muss. Der Ausweg: Gogerln statt Goderln, verludern statt kudern.

"Naked Attraction" heißt die Fleischbeschau, der man sich ab sofort montags aussetzen kann. Dabei werden die Glücklichen nicht, wie zuletzt gesehen, robinsonadisch argumentierbar nackt auf eine Trauminsel verfrachtet, sondern kostensparend im Studio in Glasvitrinen ausgestellt. Erzieherin Jennifer und Musiker Rob dürfen dann das Feld von unten aufrollen und ihre Lieben nach Schaftstärke ("Kuck mal wie dick!") oder Hupenform ("Ein wenig Gravitation darf dabei sein!") beurteilen. Immerhin: Auch Bierbanktrainierte und Schlechtoperierte können sich in den Schaubeispielen wiederfinden. Penibel wissenschaftlich unterfüttert wird außerdem der Unterschied zwischen Blut- und Fleischgemächt breiter Vermittlung zugeführt.

Auf dem medialen Weg zurück ins Paläolithikum bleiben RTL 2 vielleicht noch ein paar Steigerungsstufen: Selektion der Beischlafpartner durch Beschnupperung der Hinterteile etwa. Oder das Imitieren animalischer Balzrituale wie des Genickbisses. Dennoch: Die Luft nach unten wird dünn. (Stefan Weiss, 9.5.2017)