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Foto: REUTERS/Robert Pratta

Hamburg/Wien – Mit einem äußerst kontroversiellen Vorschlag hat der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel aufhorchen lassen. Zur besseren Bekämpfung schwerer Kriminalität sollten die DNA-Codes aller Menschen in Deutschland gespeichert werden. Von jedem Neugeborenen und jedem Erwachsenen sollte man eine Genprobe nehmen, auch von Touristen und Flüchtlingen.

"Dann können wir Verbrechen viel schneller und viel besser aufklären, weil wir bei jeder Spur an einem Geschehensort sagen können, von wem die Spur ist", sagte Püschel. Auch nach einem Unglücksfall wäre die Identifizierung von Toten viel einfacher. Die Zahlencodes sollten an einem absolut sicheren Ort gespeichert und nur nach gesetzlicher Regelung in klar festgelegten Fällen, etwa bei Entführung, Vergewaltigung, Mord oder Totschlag, von Richtern herausgegeben werden. Die Bundesrepublik könne so zu einer "Oase der Sicherheit" werden.

Wenig Gegenliebe in Österreich

Die Ideen stießen in Deutschland nicht nur bei Datenschützern, sondern auch bei Polizisten auf teilsl heftige Kritik. Hans Zeger, Obmann der österreichischen Arge Daten, reagierte mit Ironie: "Eine super Sache – am besten, wir sperren alle Unschuldigen ein, dann kann man die Schuldigen leichter erwischen." Dennoch nehme er solche "verrückten Vorschläge" ernst, die nicht nur gegen die Menschenrechtskonvention verstoßen, sondern mit denen man auch jenen in die Hände spiele, die man angeblich bekämpfen wolle. Im Innenministerium hält man offenbar so wenig von dieser Idee, dass man sich nicht einmal dazu äußern wollte: "Nicht jede Äußerung, die irgendwo von irgendjemandem getätigt wird, muss vom BMI kommentiert werden", sagte Sprecher Karl-Heinz Grundböck.

In Österreich ist die Rechtslage im Sicherheitspolizeigesetz geregelt: Eine DNA-Probe wird bei Verdacht auf ein Vorsatzdelikt mit einer Strafdrohung von mehr als einem Jahr genommen, wenn die Gefahr weiterer strafbarer Handlungen besteht. Weitere Regelungen gibt es bezüglich der organisierten Kriminalität, bei Leichenfunden sowie Vermissten, erläuterte Vincenz Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskriminalamts. In der heimischen DNA-Datenbank sind aktuell mehr als 300.000 Profile gespeichert, wovon mehr als zwei Drittel von Verdächtigen stammen, der Rest wurde an Tatorten entnommen und bereits großteils Personen zugeordnet. (APA, dpa, 9.5.2017)