Der Albig hat's versaut. Mit Martin Schulz hat das nichts zu tun. Diese Lesart der SPD-Schlappe von Schleswig-Holstein versuchten die Sozialdemokraten am Montag zu verbreiten und zitierten noch einmal genüsslich aus dem Interview, das der nunmehr abgewählte Ministerpräsident Torsten Albig der Bunten gegeben hatte. Es ist natürlich menschlich verständlich, dass die SPD jetzt nach der Klatsche in Kiel versucht, jeden Zusammenhang mit ihrem Kanzlerkandidaten Schulz herunterzuspielen.

Schließlich ist dies schon die zweite Niederlage nach dem Saarland seit seiner Nominierung als Kanzlerkandidat. Und am kommenden Sonntag geht es wirklich um die sozialdemokratische Wurst, da wählt Nordrhein-Westfalen, das immer noch die Herzkammer der Sozialdemokraten ist. Fürs Erste kann Schulz nicht viel machen, außer vielleicht im Stillen ein bisschen zu beten, auf die beliebte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) zu vertrauen und zu hoffen, dass die Umfragen, die Kraft und ihren Herausforderer Armin Laschet (CDU) auf Augenhöhe sehen, danebenliegen.

Über die Wahl am 14. Mai hinaus aber muss sich Schulz etwas überlegen. Die Nummer mit dem Hype und dem Schulz-Zug, der geradewegs ins Kanzleramt braust, zieht nicht mehr. Vermutlich kann Schulz von Angela Merkel lernen. Die deutsche Kanzlerin hat, als Schulz zum Amtsantritt in Umfragen in lichte Höhen schwebte, erst mal gar nicht reagiert und ihre Strategie eben nicht geändert, wenngleich ein paar sehr Nervöse in der CSU laut forderten, Merkel müsse doch bitte angriffiger werden.

Ihre Rechnung ging auf, die CDU ist wieder auf der Siegerstraße. Schulz stehen jetzt erst mal die Mühen der Ebene bevor: Sachpolitik, Überzeugungsarbeit und vor allem Durchhalten. Jetzt plötzlich in Panik eine massive Kursänderung vorzunehmen wäre mit Sicherheit der falsche Weg. (Birgit Baumann, 8.5.2017)