Bis Sonntag immer am Ball: Beppo Mauhart.

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Wien – Gut gekleidet, selbstbewusst, umtriebig: So kennt die Öffentlichkeit den früheren Fußballbundchef und Austria-Tabak-Manager Beppo Mauhart, der am Sonntag im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Bis zuletzt saß er in Aufsichtsräten, beispielsweise der Salinen, vertrat den Pensionistenverband im ORF-Publikumsrat und unterstützte das Künstlerhaus in Wien.

"Alle meine Tätigkeiten sind in Wahrheit Freizeitbeschäftigungen", sagte der hochaktive Pensionist einmal. Einige dieser Hobbys – wie eben das Salinen-Mandat – hängen mit dem Namen Hannes Androsch zusammen. Der holte den Absolventen der Germanistik und Zeitungswissenschaft 1970 ins Finanzministerium, wo Mauhart Reden für seinen Chef schrieb und zusehends zu dessen wichtigstem Mitarbeiter wurde.

Ausgleich von Geschäftsrückgängen

Der dankte es ihm später mit einem Vorstandsjob bei der staatlichen Austria Tabak, in dessen Aufsichtsrat Mauhart schon seit Jahren vertreten war. 1988 übernahm der passionierten Zigarrenraucher die Leitung des Konzerns. Die Amtszeit verlief letztlich alles andere als glücklich. Mauhart griff auf der Suche nach Geschäftsfeldern, die das rückläufige Tabakgeschäft kompensieren sollten, ordentlich daneben.

Der Kauf der Sportartikelgruppe Head-Tyrolia-Mares (HTM) katapultierte den ganzen Konzern in die roten Zahlen. Dabei hatte Mauhart – wie immer in überzeugender Manier – viele Jahre die Strategie des Vierkanthofs propagiert. Mit vier Kanten – Tabak, Großhandel, Immobilien, Sportartikel – sollte die Austria Tabak in die EU geführt werden. Gut möglich, dass der Vierkanthof mit Mauharts Herkunft aus Enns, wo er als Kind einer Wirtsfamilie aufwuchs, zu tun hatte.

Viel Geld vernichtet

Ob gerechtfertigt oder nicht: Das HTM-Debakel, bei dem 3,6 Milliarden Schilling vernichtet wurden, überlebte Mauhart beruflich nicht. Der Rechnungshof konstatierte schwere Verfehlungen, Androsch und andere Staatswirtschaftsfreunde sehen das anders: "Die erfolgsversprechende Strategie wurde durch üble politische Einmischung zuerst be- und schließlich verhindert."

Markant: Der rote Mauhart musste unter Kurzzeitfinanzminister Andreas Staribacher (der mit der Abschaffung der Steuerbegünstigung für 13. und 14. Gehalt) den Hut nehmen. Bundeskanzler war damals kein Geringerer als Franz Vranitzky, der mit dem Austria-Tabak-Chef gemeinsam in Androschs Kabinett gewerkt hatte.

Abverkauf

Der Rest der AT-Geschichte ist rasch erzählt: HTM ging an den Investor Johan Eliasch, die AT erst an die Börse, dann an die britische Gallaher Group, die später wiederum an die Japan Tabacco. In Österreich wird schon lange nicht mehr produziert. Mauhart wurde mit seinem Widerstand zur Galionsfigur gegen den Ausverkauf heimischer Betriebe. Ob eine eigenständige Austria Tabak im Wettbewerb gegen die großen Multis Bestand gehabt hätte, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Wie auch immer: Mauhart hatte damals noch ein anderes Standbein, das auf ein längere Geschichte zurückgeht. Die AT war nämlich Großsponsor der Wiener Austria, die seinerzeit unter der Konzernmarke "Austria Memphis" firmierte. 1984 wurde Mauhart dann Fußballbundchef, dazu noch zum längstdienenden in der ÖFB-Geschichte. Dort war er maßgeblich daran beteiligt, dass die Europameisterschaft nach Österreich und in die Schweiz kam. Auch der Fußballabgang war spektakulär. Mauhart wurde von einflussreichen Freunden zum Bleiben gedrängt. Er ging, weil er damit Frank Stronach als Nachfolger verhindern konnte. (Andreas Schnauder, 8.5.2017)