"Die Kinder des Fechters", ein finnisches Filmdrama von Klaus Härö, ist Teil der Nordiale.


Foto: Kick Film

Wien – In ihrem Gesicht spiegelt sich die ganze Landschaft ihrer Heimat. Elle ist 78 und muss sich ihrer vergangenen Identität stellen, die sie bewusst abgelegt hat. Für das Begräbnis ihrer Schwester reist sie ins schwedische Lappland und begegnet der Kultur der Sámi wieder, deren Sprache sie nicht mehr verstehen will. Doch die Begegnung mit der Natur am Norra Storfjället (Der große Berg im Norden) lässt Elle auch mit ihrer Vergangenheit Frieden schließen.

Der schwedische Kurzfilm von Regisseurin Amanda Kernell steht beispielhaft für das Programm der diesjährigen Nordiale, die am 10. Mai in der Wiener Urania startet. Dem Klischee des kühlen und reservierten Skandinaviers soll mit dem Thema "Nordische Gefühle" eine Bandbreite an nordischen und baltischen Filmen, überwiegend der letzten drei Jahre, entgegengesetzt werden. Dabei ziehen sich Naturverbundenheit, Fremdenhass, Solidarität und Abschied wie ein roter Faden durchs Programm: Die Kinder des Fechters (Miekkailija) zeigt das Schicksal eines jungen Mannes, der in den 1950er-Jahren aus seiner Heimat Leningrad nach Estland flüchtet und im Fechtunterricht seine Erfüllung findet.

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Auf humorvolle Art begegnet der Dokumentarfilm Ein nettes Volk dem Thema Integration. Somalische Immigranten werden von einem schwedischen Unternehmer zur Eishockeymannschaft ausgebildet und zur Weltmeisterschaft nach Sibirien geschickt. Doch das schwedische Dorf Borlänge, das die Somalier beheimatet, begegnet diesen mit Vorurteilen und Ablehnung.

Neben bekannten Namen (Regisseur Bille August ist mit Silent Heart vertreten) sind auch Raritäten zu entdecken: Seesonate aus dem Jahr 1976 war in Lettland ein Erfolg. Seit Jahren wird das Filmfestival auch von einem kulturellen Rahmenprogramm begleitet: Neben einer Podiumsdiskussion zum Thema "Nordische Gefühle" stimmt auch der Nordisch-baltische Kultursonntag mit Kochkurs, Gesangsdarbietungen und Matineen skandinavisch. (Katharina Stöger, 9.5.2017)