An den europäischen Märkten wird tief durchgeatmet. Nach den Niederlanden konnte auch in Frankreich ein durchschlagender Erfolg der Rechten und damit eine Gefährdung der Eurozone vermieden werden. Mit dem mäßigen Abschneiden der AfD bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein scheinen auch in Deutschland der Erfolgslauf dieses Lagers gebremst und Angela Merkel vor der Bundestagswahl im Herbst gestärkt zu sein. Bleibt als letzter größerer Risikofaktor: Italien.

In Feierlaune präsentierten sich die Finanzmärkte dennoch nicht. Der Sieg Emmanuel Macrons war großteils erwartet worden, Anleger nutzten den Wahlausgang für Gewinnmitnahmen. Die Pariser Börse tendierte am Montag ebenso schwächer wie der Frankfurter Leitindex Dax. Auch der Euro verlor zum Dollar – auch in diesem Fall wurde der Anstieg der europäischen Währung um drei Prozent seit dem ersten Wahlgang in Frankreich teilweise revidiert.

Vorschusslorbeeren

Von Ökonomenseite kamen überwiegend Vorschusslorbeeren für den neuen Präsidenten. DIW-Chef Marcel Fratzscher sprach von einem guten Tag für Frankreich, Deutschland und Europa. "Frankreich hat nun einen Präsidenten, der die besten Voraussetzungen mitbringt, um die Wirtschaft Frankreichs zu erneuern und Europa zu reformieren", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). "Vorausgesetzt, Macron kann in der bevorstehenden Abgeordnetenwahl eine solide Mehrheit hinter sich versammeln, hat die (deutsche) Bundesregierung nun endlich wieder einen starken Partner."

Für Ifo-Chef Clemens Fuest hat der Wahlausgang die Gefahr einer tiefen politischen und ökonomischen Krise für Frankreich und die EU abgewendet. Wenn es Macron gelinge, das Land zu reformieren, werde ganz Europa davon profitieren. "Für Deutschland wird Macron ein herausfordernder, aber konstruktiver Partner sein."

Eurozonen-Reform angestoßen

Der 39-jährigen Ex-Wirtschaftsminister hatte vorgeschlagen, die Eurozone solle einen eigenen Haushalt, ein Parlament und einen Finanzminister bekommen. "Es ist wichtig, dass Deutschland eigene Konzepte zur Weiterentwicklung der Eurozone entwickelt, um für die anstehenden Gespräche vorbereitet zu sein", forderte Fuest.

Commerzbank-Chef Jörg Krämer warnt nach Macrons Sieg vor übertriebenen Hoffnungen. Zwar sei eine existenzgefährdende Krise für die Währungsunion abgewendet. "Aber nach der Wahl ist vor der Wahl", sagte Krämer am Montag. Bei der Parlamentswahl im Juni dürfte Macron schwerlich eine absolute Mehrheit erringen, "was zusammen mit seinem zögerlichen Programm gegen eine beherzte Reformpolitik in Frankreich spricht".

Zudem stünden spätestens im Mai 2018 in Italien Parlamentswahlen an, wo das Lager der Links- und Rechtspopulisten ähnlich stark sei wie in Frankreich. "Der Euroraum kommt nicht zur Ruhe, die EZB dürfte nicht bereits in diesem oder im nächsten Jahr ihre Leitzinsen erhöhen." (red, Reuters, 8.5.2017)