Der Georgier Kvilitaia sorgte mit zwei frühen Toren für Klarheit.

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Wien – Heimo Pfeifenberger hat die Tobsuchtsskala erweitert. Da sie nach oben hin offen ist, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Rein physisch hatte sich der Trainer des WAC am Samstagabend im Griff, er biss in keine Tischkanten, schleuderte weder Sessel noch Glasflaschen durchs Allianz Stadion. Aber es war ihm ein dringliches Bedürfnis, nach dem 0:4 gegen Rapid über seine Spieler herzuziehen. Wie es seiner Art eigentlich nicht entspricht.

Pfeifenberger saß jedenfalls auf einer imaginären Palme, dorthin hatte ihn seine aberwitzige Mannschaft mit einer absurden Vorstellung befördert "Eine Frechheit, wie wir aufgetreten sind." "Jeder kocht sein eigenes Süppchen, da geht es nur um persönliche Eitelkeiten." "Allein die Körpersprache war ein Skandal." "Jetzt brennt es." Und er kam zum Schluss: "Rapid hat den Ernst der Lage erkannt, wir nicht. Das ist doch verrückt." Die Wolfsberger stecken jedenfalls mittendrin im Abstiegssumpf.

Rapid wiederum dürfte ihn endgültig verlassen haben. Trainer Goran Djuricin hat das Unwort "Abstieg" nie in den Mund genommen, er hält das Schreckensszenario, im Sumpfe zu versinken, aufgrund der vorhandenen Qualität und Mentalität für denkunmöglich. "Wir sind ja nicht blind, jeder kann die Tabelle lesen, das braucht man nicht extra zu thematisieren. Natürlich sitzt die Angst in den Knochen, aber man kann sie besiegen." Sie saß in den Knochen. Das souveräne 4:0 war der ersehnte Befreiungsschlag. Djuricin: "Macht jeder seine Hausaufgabe, passiert uns nichts."

Zuspruch

Kapitän Stefan Schwab geniert sich trotzdem für die verpatzte Saison, den Wankelmut, die Schläfrigkeit. "Diesmal waren wir hellwach. Djuricin versteht es, uns Mut zu machen. Er weist immer wieder darauf hin, wie gut wir sind, wie gut wir sein können."

Der Matchplan wurde eingehalten, der Einfall, mit zwei Spitzen zu agieren, ward ein Glücksfall. Giorgi Kvilitaia erzielte zwei Tore. Nach Vorarbeit von Mate Jelic. In der Innenverteidigung reift der 19-jährige Maximilian Wöber vom Talent zum Organisationschef (Christopher Dibon erlitt eine schwere Gehirnerschütterung), Wöber gewann sämtliche von ihm bestrittene Zweikämpfe. Djuricin: "Der kommt ins Nationalteam."

Djuricin nicht Topfavorit

Am Samstag wird in Salzburg gegen Red Bull gekickt, am 1. Juni im Cupfinale noch einmal, allerdings in Klagenfurt. Djuricin wird sich zweimal etwas einfallen lassen. Im Köcher steckt Louis Schaub, er hat seine Muskelverletzung überwunden. "Der Bogen ist gespannt, der Pfeil wird bald abgeschossen." Bereits am Montag legt Sportvorstand Fredy Bickel dem Präsidium eine Liste mit möglichen Trainern vor. Djuricin, der eine interimistische Lösung ist, geht davon aus, "dass mein Name draufsteht. Alles andere wäre eine Enttäuschung." Dem Vernehmen nach ist Djuricin nicht unbedingt Topfavorit auf seine eigene Nachfolge, das kann sich aber rapide ändern.

Schwab will in Salzburg punkten, "auch wenn es schwierig ist. Überraschen können sie uns nicht. Unser Polster ist zu dünn, um sich darauf auszuruhen."

Der WAC gastiert in Runde 33 bei der sorgenfreien Admira. Pfeifenberger wird bis dahin von der Palme geklettert sein. (Christian Hackl, 7.5.2017)